Franz West: Nun erbt die Schwester – für die Stiftung
Nachlass-Streit. Der OGH beendete ein jahrelanges Gerichtsverfahren
Nach mehr als acht Jahren ist der Streit um das Erbe des Künstlers Franz West (1947 – 2012) an einen überraschenden Endpunkt gelangt. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat das gesamte Nachlassvermögen Wests Schwester zugesprochen. Diese werde den künstlerischen Nachlass und dessen private Kunstsammlung der Franz West Privatstiftung übertragen, hieß es in einer Aussendung am Freitag. Die Stiftung hat damit auf Umwegen einen Sieg errungen – und wird zentrale Instanz für einen der international renommiertesten und hochpreisigsten zeitgenössischen Künstler aus Österreich.
Die Vorgeschichte beginnt damit, dass West kurz vor seinem Tod die Gründungsurkunde einer Stiftung unterzeichnete und seinen Nachlass damit seinen zwei jungen Kindern entzog.
Die Kinder wurden nach dem Tod von Wests Frau Tamuna Sirbiladze 2016 zu Vollwaisen, der Adoptivvater prozessierte im Namen der „Verlassenschaft“weiter und gewann in mehreren Bereichen. So sei die Übertragung der Kunstwerke an die Stiftung
nicht rechtskonform gewesen, hieß es in einem Urteil, das 2018 auch vom OGH bestätigt wurde.
Schwester vs. Kinder
Nachdem diese Front geschlossen war, blieb allerdings die Frage offen, ob die Kinder Wests tatsächlich die vorrangig Erbberechtigten waren bzw. sind. Hier kam Wests Schwester ins Spiel. Sie meldete selbst Ansprüche auf das Erbe an, das Gericht bestellte einen „Kurator“für die Verlassenschaft (und entzog damit dem Adoptivvater der Kinder die Verfügungsgewalt). Der OGH hatte nun zu „überprüfen, ob mit der Übertragung der Kunstwerke in die Franz West Privatstiftung der Wille des Erblassers nicht respektiert und damit gegen das Testament Franz Wests verstoßen wurde, wodurch der Schwester als Erbin das gesamte Nachlassvermögen zustehe“, heißt es. Dies wurde nun vom OGH entschieden.
Laut Roland Grassberger, Neffe von Franz West und Vorstand der Stiftung, werde man sich nun auf die „eigentliche Aufgabe“der Einrichtung konzentrieren und Wests Werk der Öffentlichkeit zugänglich machen. Momentan lagere der Nachlass in einem Wiener Depot.