Wer die neuen Greißler sind
Nahversorgung. Mittlerweile hat sich jede dritte Bäckerei in Wien den türkischen Spezialitäten verschrieben
Nahversorger. Jede dritte Bäckerei in Wien ist auf türkische Backwaren spezialisiert. Angeboten wird aber längst mehr.
Auch um 17 Uhr sind die Theken des Alser Shops noch bis oben hin mit frischem Gebäck gefüllt. Die goldbraunen Simits warten wie aufgefädelt hinter der Plexiglasscheibe. Daran klebt ein handgeschriebener Zettel – Sesamring 1 Euro. Im Schaufenster präsentieren sich Blechreihen mit sieben Sorten Baklava und ein Dutzend verschiedener Spritzgebäcke. Neben dem Börek liegen auch MiniPizzen, Croissants, Krapfen, Tortenschnitten und Donuts. Aber bevor man zu der Theke gelangt, lässt man noch volle Reihen an allgemeinen Lebensmitteln und Getränken hinter sich, Kühl- und Tiefkühlabteilung inklusive.
Der Platz in der türkischen Bäckerei am Hernalser Gürtel ist begrenzt, jedoch maximal genutzt. Das muss auch so sein, denn: Mohammed Abo Amna, der den Laden betreibt, erweitert sein Sortiment „ständig“, wie er erzählt.
Vor 2,5 Jahren hat der 29-Jährige die Bäckerei von seinen Eltern übernommen. Vor fünf Monaten sind die Süßigkeiten dazugekommen. Schlecker zum Beispiel, aber auch Chips zum Knabbern.
Obst und Gemüse, nach dem oft gefragt werde, sollen bald dazukommen.
Sofern sich Platz findet. Der türkische Bäcker versorgt die Wiener fast rund um die Uhr mit Gebäck und Lebensmitteln. Und nicht nur er. Laut Wirtschaftskammer sind von den 132 angemeldeten Bäckereien in Wien 38 Prozent auf türkische Backwaren spezialisiert. Vor 20 Jahren waren das 15 Prozent.
Gleichzeitig schwindet die Zahl der Original Wiener Bäcker stetig. Der harte Beruf erfreut sich unter Jugendlichen immer weniger an Beliebtheit. Umgekehrt ist für viele Migranten die Selbstständigkeit der einzige Weg aus der Arbeitslosigkeit.
Für alle Bedürfnisse
Türkische Bäckereien haben oft ein besonders vielfältiges Sortiment, sie sind (fast) rund um die Uhr da, die Ware ist günstig. Kurzum: Sie sind angepasst an alle Bedürfnisse.
Und sie haben die Lücke, die nach dem Greißlersterben entstanden ist, gut gefüllt.
„Wir werden von allen Wienern sehr gut angenommen“, sagt Mohammed Abo Amnas. „Man hat nie gemerkt, dass eine spezielle Kundengruppe uns gemieden hätte.“
Das ursprüngliche Konzept seines ägyptischen Vaters war eine rein türkische Bäckerei, Mohammed wollte sie aber internationaler aufstellen. Und mittlerweile haben sich neben Börek und Co. auch die Mini-Pizzen, Croissants, Krapfen und Donuts behauptet. „Wir tasten uns an den Gaumen unserer Kunden heran“. Vor allem die großen Eclairs seien sehr beliebt. Speziell in orientalischen Ländern kommt man an französischen Leckereien nicht vorbei, erzählt der Bäcker.
Seine Kundschaft nutze vor allem den Sonntag und die langen Öffnungszeiten unter der Woche: Der Shop ist Anlaufstelle, wenn einen in Nicht-Corona-Zeiten nach dem Fortgehen der Drang nach einem Mitternachtssnack überkommt, und auch noch geöffnet, wenn nach spätem Dienstschluss ein
Last-Minute-Einkauf ansteht. Vor Corona war am Wochenende ab 22 Uhr der meiste Andrang. Nach der Beschränkung der Öffnungszeiten bleiben die Nachtschwärmer nach 19 Uhr hungrig und den Bäckereien geht ein großer Teil des Umsatzes verloren.
Jetzt wird gegengesteuert. Der Shop bietet neuerdings ein Lieferservice über Lieferando und Mjam. „Unser Baklava wird täglich nach Hause bestellt“, sagt Mohammed Abo Amnas. Auch die Milchprodukte, Gewürze, Nudeln und Chips werden bis vor die Haustüre geliefert.
Backwaren, die am Abend übrig bleiben, werden über die App „Too Good To Go“weitervertrieben. Kunden bekommen so für 2,99 Euro Gebäck vom Vortag, das ursprünglich einen Verkaufswert von 10 Euro hatte. Deshalb kann der Alser Shop 80 Prozent der übrig gebliebenen Produkte vor dem Wegwerfen bewahren und täglich frische Ware anbieten.
So stehen die Bäcker des Alser Shops auch morgen wieder ab 4.30 in der Backstube, um die Hernalser ab sechs Uhr mit allerlei frischem Gebäck hinter der Theke zu begrüßen.
Ausflüge. 500 Fahrzeuge – das soll künftig das Maximum an Besuchern auf der Hohen Wand im Bezirk Wiener Neustadt sein.
Nachdem der Naturpark an den schönen Wochenenden nach Weihnachten regelrecht gestürmt worden war, haben sich Gemeinde, Bezirksbehörde und Einsatzorganisationen auf diese Maßnahme geeinigt. „Zu Spitzenzeiten hatten wir mehr als 1.000 Autos. Das war natürlich das Chaos pur und Gefahr in Verzug“, sagt Bürgermeister Josef Laferl (ÖVP). Denn aufgrund des vielen Schnees seien auch weniger Parkplätze zur Verfügung gestanden, die Ausflügler hätten dann vielfach verkehrsbehindernd geparkt, Einsatzfahrzeuge wie Rettungskräfte seien kaum mehr durchgekommen.
„Das Ziel war, etwas zu finden, mit dem man vorbeugend reagieren kann“, erklärt Laferl, warum man sich für diese Maßnahme entschieden hat. Zwar verstehe man den Wunsch nach einem Ausflug ins Grüne, es gehe aber auch um die Sicherheit. Glücklicherweise habe sich die Lage zuletzt etwas beruhigt. Einige Kilometer vor Ortsbeginn wurden nun bereits Schilder aufgestellt, die die Besucher informieren sollen, wenn der Parkplatz überlastet ist. Kontrolliert wird der Zulauf an der Mautstelle, die nun sogar in den Semesterferien besetzt war.