Kurz warnt EU-Spitze: Wieder Lieferprobleme mit Impfstoff
USA könnten Präparat von Johnson & Johnson zurückhalten
Corona-Krise. Der nächste Impfstoff könnte bald kommen, jener von Johnson & Johnson. In den USA hat der Konzern bereits eine Notfallszulassung beantragt, in der EU soll die Zulassung in den nächsten Wochen erfolgen.
Doch schon jetzt drohen Lieferprobleme, warnen vier EU-Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Sebastian Kurz, in einem Brief an EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Offenbar müssen die Dosen noch einmal in die USA, wo kriegswirtschaftsähnliche Exportbeschränkungen die Ausfuhr nach Europa behindern könnten. Kurz & Co warnen: „Allerdings wurden wir darüber informiert, dass der Johnson-&-Johnson-Impfstoff offenbar für Abfüllung und Abfertigung in die USA versandt werden muss.“
Quarantäne ab 250
Indes ist geklärt, wann Bundesländer oder Bezirke isoliert und unter Quarantäne gestellt werden sollen: Die Landeshauptleutekonferenz legte sich auf eine 7-TagesInzidenz von 250 oder darüber fest.
Ausbreitung. Die britische VirusVariante sei nun auch in Österreich auf dem Vormarsch – das leitete der Virusimmunologe Andreas Bergthaler bereits zu Beginn der Woche aus seinen Daten ab. Nun könnte das Ganze noch eine etwas andere Dimension bekommen – denn am Freitag kam vom deutschen Robert-Koch-Institut (RKI) die Vermutung: B.1.1.7 könnte doch auch die Erkrankung und nicht nur die Infektiosität beeinflussen.
Denn zusätzlich zum erhöhten Ansteckungsrisiko hieß es: „Es gibt erste Hinweise, dass B.1.1.7 vermehrt auch zu schwereren Krankheitsverläufen führt.“Das erklärte Lothar Wieler, Präsident des RKI, am Freitag bei der Bundespressekonferenz in Berlin.
Solche Hinweise hatte es zuletzt auch aus Großbritannien – wo die Variante erstmals entdeckt wurde – gegeben. Patrick Vallance, der wissenschaftliche Berater der Johnson-Regierung, gab sich aber noch vorsichtig. Von 1.000 60-Jährigen, die mit der Mutante infiziert sind, sterben 13 bis 14 der Erkrankten – etwa 30 Prozent mehr als bei der Ursprungsvariante. Ein zu kleiner Unterschied, um fixe Schlüsse zu ziehen, sagte der österreichische Infektiologe Heinz Burgmann dazu.
Spitäler unter Druck
„Im Laufe der Pandemie kommt es immer wieder zu unterschiedlichen Sterblichkeiten. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle – unter anderem, wie sehr das Gesundheitssystem gerade gefordert ist.“Tatsächlich stehen die britischen Spitäler sehr unter Druck – laut Johnson ist die Zahl der CovidPatienten um 78 Prozent höher als im Frühling 2020. Burgmann: „Wenn das Virus infektiöser ist, gibt es auch mehr Erkrankte und folglich mehr Sterbefälle. Das könnte eine mögliche Erklärung sein.“
Bisher bereitete vor allem diese erhöhte Infektiosität der Virus-Variante den Wissenschaftern Sorge. Der Reproduktionswert bei der britischen Mutation sei um 0,5 Punkte höher – ein großer Unterschied.
In Deutschland wird infolgedessen der Impfplan angepasst. Nun soll dort schon ab Februar der frisch zugelassene Impfstoff von Astra Zeneca zum Einsatz kommen.