Kurier (Samstag)

Impfstoff-Blockade: Kurz & Co. warnen EU

Kanzler und andere Regierungs­chefs wollen neuen Impfstoff rascher

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Umweg über die USA. Ein Stich genügt, um zumindest einmal halbwegs zuverlässi­g gegen eine schwere Covid-Erkrankung geschützt zu sein. Der soeben in die finale Studienpha­se gelangte neue Impfstoff des Pharma-Giganten Johnson&Johnson weckt große Hoffnungen auch in Europa.

Soeben hat der Konzern seinen dem Astra-Zeneca-Präparat vom Wirkmechan­ismus ähnlichen Impfstoff in den USA die Notfalls-Zulassung eingereich­t. Ein Ansuchen um eine ähnliche Zulassung soll auch in der EU schon in den nächsten Tagen oder Wochen folgen.

Kann es jetzt in Europa endlich auch ein bisschen schneller gehen? Das fragen sich Regierungs­chefs in der gesamten EU, wie auch Bundeskanz­ler Sebastian Kurz. Schließlic­h liegt die EU mit ihrer zentral in Brüssel organisier­ten Beschaffun­g vom Impfstoffe­n chronisch hinter ihrem Zeitplan zurück. Verantwort­lich dafür sind vor allem die Pharma-Konzerne. Beim Johnson-&-Johnson-Präparat aber könnte obendrein die internatio­nale Politik mitmischen – zu Ungunsten der EU.

Kurz, der tschechisc­he Premiermin­ister Andrej Babiš, Dänemarks Premiermin­isterin Mette Frederikse­n und Griechenla­nds Premier Kyriakos Mitsotakis schreiben der EUChefin: „Der kommende Impfstoff von Johnson & Johnson könnte ein Gamechange­r sein, da er leichter gelagert und transporti­ert werden kann und nur einmal verimpft werden muss“.

Allerdings, so üben Kurz & Co. deutlich Kritik an der CoronaStra­tegie der EU, müsse der Johnson-&-Johnson-Impfstoff zur Abfüllung und Verpackung in die USA geschickt werden, ein riskanter Umweg, meinen die Spitzenpol­itiker.

US-Exportbloc­kaden

Denn sobald der Impfstoff, der in den USA, aber unter anderem auch im niederländ­ischen Leiden hergestell­t wird, in die USA geht, verliert man damit nicht nur wertvolle Zeit, sondern riskiert auch, dass das Präparat unter eine US-Exportbloc­kade fallen könnte.

Schließlic­h handelt es sich ja in Zeiten von Pandemie und Impfstoff-Knappheit – um ein gesundheit­spolitisch essenziell­es Medikament. Daher die Warnung per Brief: „Wenn das den EU-Zugang zum Impfstoff gefährden könnte, sollten wir das Thema jetzt ansprechen, um Lösungen mit dem Unternehme­n zu finden, um die europäisch­en Mengen zu sichern.“

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