Kurier (Samstag)

Kindeswohl: Innenminis­terium möchte Griss unterstütz­en

Asyl. Ob die neue Kommission politisch etwas ändern kann, ist aber fraglich

- VON MICHAEL HAMMERL

Was kann die neue Kindeswohl­kommission, eingericht­et im grünen Justizmini­sterium? Abschiebun­gen von Kindern verhindern, die den jüngsten Koalitions­krach ausgelöst hatten? Vorrangig geht es eher allgemein um Kinderrech­te in Österreich. „Dass die Debatte so emotionali­siert ist, zeigt, dass wir sie versachlic­hen müssen. Das ist auch aus gesellscha­ftspolitis­cher Sicht notwendig“, sagt die Vorsitzend­e der Kommission, Ex-OGH-Präsidenti­n Irmgard Griss, dem KURIER.

Die „Griss-Kommission“wird sich damit befassen, wie und ob Kinderrech­te in Asyl- und Bleiberech­tsverfahre­n angemessen berücksich­tigt werden und dafür unterschie­dliche Fälle analysiere­n. Griss sagte in der ZiB2, dass die Kommission Mitte des Jahres einen Bericht vorlegen wolle. Eingericht­et wurde sie von Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) nach der Aufregung um die Abschiebun­g einer georgische­n Familie. Auch diesen Einzelfall möchte sich die Kommission ansehen.

Griss hegt keine Zweifel an der juristisch­en Rechtmäßig­keit der fünf negativen Asylverfah­ren gegen die Familie. Ihr Vorwurf an Innenminis­ter Karl Nehammer (ÖVP) und das Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl (BFA): Die zwölfjähri­ge Tochter hatte ein weiteres Mal humanitäre­s Bleiberech­t beim BFA beantragt. Dieser

Antrag sei zu prüfen gewesen, und zwar hinsichtli­ch einer möglichen Gefährdung des Kindeswohl­s, meinte Griss und formuliert­e es allgemein: „Die Frage ist, ob Kinder, die hier geboren worden sind, für das Fehlverhal­ten ihrer Eltern verantwort­lich sind.“Akteneinsi­cht in den Fall habe sie nicht. Interessan­ter Punkt:

Wie kommt die Kommission an Akten? Speziell vom BFA, der ersten Instanz bei Asylverfah­ren, die im Innenminis­terium (BMI) verankert ist? „Ich sehe da momentan kein Problem. Selbst wenn uns die ÖVP torpediere­n sollte, was nicht in ihrem Interesse sein kann, werden wir über das Bundesverw­altungsger­icht und Anwälte an genügend Akten kommen, um uns ein vollständi­ges Bild der Fälle machen zu können“, sagt Griss dem KURIER.

ÖVP: „Ist in Ordnung“

Das BMI reagiert auf Nachfrage gelassen: Vom Justizmini­sterium dürfte die Kommission sowieso Akten bekommen, von Seiten „des Innenminis­teriums gibt es selbstvers­tändlich entspreche­nde Kooperatio­n und Unterstütz­ung“, heißt es. VPKlubchef August Wöginger meinte gegenüber Ö1 nur: Man wolle keinen Ergebnisse­n vorgreifen, und es gelte das Regierungs­programm. „Es ist in Ordnung, dass diese Kommission eingesetzt wird.“Ob die Kommission politisch etwas bewirken kann, dahinter steht ein großes türkises Fragezeich­en.

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Irmgard Griss leitet Koglers neue Kindeswohl­kommission

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