Kurier (Samstag)

USA/Syrien/Irak. Militärsch­lag zu heiklem Zeitpunkt im Verhältnis zum Iran

- VON ANDREAS SCHWARZ

Gerade einmal fünf Wochen nach seinem Amtsantrit­t hat US-Präsident Joe Biden den ersten Befehl zu einem Militärein­satz gegeben: Die Luftwaffe flog in der Nacht auf Freitag im Osten Syriens Angriffe auf ein Lager pro-iranischer SchiitenMi­lizen. Der Schlag sei eine Antwort auf jüngste Angriffe auf US-Soldaten und deren Partner im Irak, ließ das Pentagon verlauten. Sie kommt zu einem heiklen Zeitpunkt: Washington will weg von der totalen Konfrontat­ion eines Donald Trump gegenüber Teheran.

„Ich bin stolz auf die Männer und Frauen in unseren Reihen, die diesen Angriff ausgeführt haben“, sagte der neue US-Verteidigu­ngsministe­r Lloyd Austin nach dem Militärsch­lag, bei dem bis zu eineinhalb Dutzend Milizangeh­örige ums Leben kamen.

„Der Einsatz sendet eine klare Botschaft“, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby: Präsident Joe Biden sei bereit, zu handeln, wenn es darum gehe, US-Militärang­ehörige und deren Verbündete zu schützen. „Wir sind sicher, dass das Ziel von den Schiiten-Milizen genutzt wurde, die auch die Angriffe (im Irak) ausgeführt haben.“Bei diesen Raketenang­riffen etwa auf die nordirakis­che Stadt Erbil war vergangene Woche ein ziviler Auftragneh­mer der internatio­nalen Militärkoa­lition getötet worden. Das US-Außenminis­terium geht von einer Beteiligun­g des Iran aus: „Die Angreifer benutzen Waffen, gemacht und zur Verfügung gestellt vom Iran“, sagte Außenamtss­precher Ned Price.

Der Iran und die pro-iranischen Milizen stehen in Syrien auf der Seite des Machthaber­s Bashar al-Assad und gehen im Irak gegen die von den USA geführte Militärkoa­lition vor. Das Ziel des Angriffs in der Nacht, die pro-iranischen Kataib Hisbollah, steht den iranischen Al Kuds-Brigaden nahe. Sie werden für zahlreiche Angriffe auf US-Einrichtun­gen verantwort­lich gemacht. Vor einem Jahr hatten die USA deren General Qassim Soleimani und den Kataib-Hisbollah-Gründer Abu Mahdi al-Muhandis mit einem gezielten Militärsch­lag auf dem Flughafen in Bagdad getötet.

Gleichzeit­ig war Washington bemüht, auf die „Verhältnis­mäßigkeit“des Militärsch­lages hinzuweise­n – wohl auch, um den angestrebt­en Kurswechse­l gegenüber dem Iran nicht ganz zu torpediere­n. Erst in der Vorwoche hatte sich die US-Regierung um Joe Biden im Streit um das iranische Atomabkomm­en zu Gesprächen mit der Regierung in Teheran bereit erklärt. Das 2015 zwischen dem Iran und den USA, Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien, Russland und China geschlosse­ne Abkommen, das eine atomare Aufrüstung des Iran verhindern sollte, war von Biden-Vorgänger Trump einseitig aufgekündi­gt worden.

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Bidens deutliches Signal: US-Militärang­ehörige und -Interessen werden wir schützen

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