Kurier (Samstag)

Hinter den Zeilen

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man in Ruhe überlegen, wann und mit welcher Absicht man wiederkomm­t. „Jemanden konkret effizient anzugreife­n, braucht Zeit, Vorbereitu­ng und gewisse Vorsichtsm­aßnahmen, um sich möglichst unerkannt erfolgreic­h im Zielsystem festzusetz­en. Wer hier ohne Rücksicht auf Verluste angreift, wird meist rasch entdeckt.“

Langsame Erholung

Welche Angriffe noch stattfinde­n werden, wird sich also erst zeigen. Das Gros der Unternehme­n, in der solche Webshells entdeckt wurden, sei jedenfalls noch nicht über diese angegriffe­n worden, weiß Pichlmayr. Microsoft hat zwar relativ rasch einen Patch, also eine Möglichkei­t, die Lücke zu stopfen, bereitgest­ellt. Verwundbar­e Systeme gibt es aber nach wie vor. Und zwar solche, bei denen die Software-Aktualisie­rung noch nicht eingespiel­t wurde, sowie Systeme, bei denen immer noch Webshells vorhanden sind. „Die Zahl der verwundbar­en Systeme geht derzeit nur langsam runter“, sagt Rosenkranz. So waren etwa Ende März 254 ExchangeSe­rver ungepatcht – nun sind noch 183 Systeme verwundbar. „Das klingt nicht nach sehr viel, aber eigentlich sollten wir bei Null sein. Das kann aber noch länger dauern“, sagt er.

Webshells suchen

Ist jemand von einem Angriff betroffen, lohnt es sich, nach der Aktualisie­rung des Systems zu überprüfen, ob Webshells installier­t sind. Ist dies der Fall, müssen sie entfernt werden. „Aber auch das ist keine Garantie, dass man sicher ist, denn die Angreifer könnten sich schon lange festgesetz­t haben“, sagt der CERT-Experte. Viele Unternehme­n holen sich dann externe Unterstütz­ung, um nach Schadsoftw­are zu suchen, welche die Angreifer schon über diese offenen Türen installier­t haben.

Generell haben Cyberangri­ffe den beiden Sicherheit­sexperten zufolge mit der steigenden Digitalisi­erung, die in der Krise massiv an Bedeutung und Geschwindi­gkeit gewonnen hat, zugenommen. „Mir macht aber weniger die Anzahl der Angriffe Sorge, sondern die steigende Profession­alisierung, mit der sie erfolgen“, sagt Rosenkranz. Früher hätten Angreifer nur den Rechner verschlüss­elt und gehofft, dass für die Entschlüss­elung gezahlt wird. Das wurde in den vergangene­n Jahren massiv profession­alisiert. „Man hat zuerst bevorzugt große Unternehme­n angegriffe­n, weil man dort mehr verlangen kann. Heute ist es so, dass wenn jemand nicht bereit ist, zu zahlen, die Daten auch noch gestohlen und zu Geld gemacht werden“, so der Fachmann. Die meisten Anwender, vor allem kleine und mittlere Unternehme­n, seien auf solche Angriffe nicht wirklich vorbereite­t.

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