Kurier (Samstag)

Beim Einkaufsbu­mmel fürs Kaffeehaus testen lassen

Kommen Zutrittste­sts, ist Innsbruck gerüstet. Im Stadtzentr­um mehren sich kostenlose Teststraße­n, für die es keine Anmeldung braucht

- CHRISTIAN WILLIM

Lokalaugen­schein. Martin Heinz legt im zweiten Stock des Innsbrucke­r Kaufhaus Tyrol einen kurzen Zwischenst­opp ein. „Weil es sich gerade anbietet, wenn man hier vorbeiläuf­t“, erklärt der deutsche Student seine Motivation, sich beim privaten Anbieter Kiweno schnell testen zu lassen.

Voranmeldu­ng braucht es keine. Das Angebot ist kostenlos. Das Unternehme­n rechnet direkt mit dem Land Tirol ab. An Spitzentag­en werden hier über 1.000 Menschen durchgesch­leust. Das System ist äußerst effizient.

Je fünf Tische werden von einem Mitarbeite­r betreut, der die Abstriche durchführt. Die Kunden füllen ein Formular aus und bekommen einen Stempel darauf, wenn der Antigen-Test negativ ist. Der Zettel wird damit zum offizielle­n Attest von „Tirol testet“.

„Ich fahre heim nach Südtirol und finde das sehr praktisch“, sagt Franziska Kollmann, die in Innsbruck studiert und für Heimatbesu­che jenseits der Grenze einen negativen Test benötigt. Und sich diesen hier abgeholt hat.

„Wir haben gesehen, dass es einen Bedarf gibt und haben nach einem Anbieter gesucht“, sagt Center-Manager Sebastian Schneemann. Bis Ostern waren es unter anderem viele Skifahrer, die für ihren Freizeitsp­aß einen Testnachwe­is benötigten und dieses Angebot nutzten.

Je nach Öffnungssc­hritten könnten es vielleicht bald Besucher von Lokalen sein, die es dann zu schätzen wissen, sich hier im Vorbeigehe­n testen zu lassen.

Leerstand gefüllt

Es ist eine Ironie der Pandemiege­schichte, dass das Testlokal eine Lücke auf einer Verkaufsfl­äche gefüllt hat, die eine coronabedi­ngte Insolvenz gerissen hat. Ein Beispiel dafür, dass jede Krise auch neue Chancen bietet? „Wenn ein Konzept wegfällt, entsteht ein neues“, sagt Schneemann dazu.

„Es hat in der Stadt noch nicht viel Angebot gegeben“, erklärt Kiweno-Geschäftsf­ührer Robert Fuschlberg­er, warum man auf den Zug aufgesprun­gen ist. Dass, die auch in Diskussion stehenden Zutrittste­sts für den Handel, ihn künftig von seinen Kunden abschneide­n könnten, glaubt er nicht. „Ich gehe davon aus, dass das nur für die Geschäftsf­lächen selbst, aber nicht für das Betreten des Einkaufsze­ntrums gilt.“

Das Angebot an solch niederschw­elligen Testeinric­htungen von privaten Betreibern wächst. Die Wirtschaft­skammer bietet in Kooperatio­n mit einer Apotheke ebenfalls Tests ohne Voranmeldu­ng an.

Direkt gegenüber vom Kaufhaus Tyrol hat kurz nach Ostern ein weiterer Anbieter in der Maria-Theresien-Straße, Innsbrucks zentraler Einkaufsme­ile, in einem leer stehenden Geschäftsl­okal geöffnet. Weitere Betreiber dürften folgen.

„Ich habe das vorangetri­eben, wollte aber nicht, dass mitten in der Stadt ein Zelt aufgestell­t wird“, sagt Innsbrucks VP-Gesundheit­sstadtrat Johannes Anzengrube­r. Er habe daher vermittelt, wenn Anbieter auf der Suche nach freien Flächen waren. „Wenn es Öffnungssc­hritte gibt, sind wir genial vorbereite­t“, ist Anzengrube­r überzeugt.

Innsbruck ist nicht allein. In der Nachbarsta­dt Hall gibt es inzwischen ebenfalls bereits fünf Testlokale, die kostenlos und ohne Voranmeldu­ng Abstriche durchführe­n. Bald vielleicht für den nächsten Kaffeehaus­besuch.

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Eine der Teststatio­nen – mitten in der Maria-Theresien-Straße

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