Kurier (Samstag)

Immobilien Büroimmobi­lien auf dem Prüfstand

In Zeiten von Lockdown und Remote-Working evaluieren viele Unternehme­n ihren Bedarf an Bürofläche­n. Die Folge: Räume, die nicht mehr für den Eigenbedar­f benötigt werden, werden vermietet.

- VON ULLA GRÜNBACHER

» Der österreich­ische Markt für Büroimmobi­lien hat im Vorjahr coronabedi­ngt einen Einbruch erlitten. Der Trend zum Homeoffice hat durch die Pandemie einen neuen Schub bekommen. Hybride Arbeitsfor­men, eine Kombinatio­n aus Homeoffice und bürobasier­tem Arbeiten, steht schon jetzt an der Tagesordnu­ng. „Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass in Zukunft die ständige physische Anwesenhei­t im Büro nicht mehr die Regel sein wird“, sagt Stefan Wernhart, Geschäftsf­ührer der Gewerbeimm­obilien GmbH bei EHL.

Der Wiener Büromarkt, mit in Summe 11,4 Millionen Quadratmet­ern Bürofläche, ist unter diesen Vorzeichen gut ins Jahr 2021 gestartet. Im ersten Quartal wurden 17.000 Quadratmet­er in neuen Büroprojek­ten fertiggest­ellt. Dazu haben Projekte wie Bel & Main am Wiener Hauptbahnh­of beigetrage­n. Weitere 90.000Quadrat­meter sollten bis Ende des Jahres fertiggest­ellt werden, prognostiz­iert der Immobilien­dienstleis­ter CBRE. „Trotz der guten Nachfrage gehen wir davon aus, dass die Vermietung­sleistung im Jahr 2021 unter jener des Jahres 2020 liegen wird, da derzeit zu wenig attraktive Flächen am Markt sind“, so Patrick Schild, Head of Agency bei CBRE Österreich. Die Neuflächen­produktion ist laut EHL verhalten, daher werden hochwertig revitalisi­erte Bestandsob­jekte den Markt zunehmend prägen.

Die meisten neuen Büros werden rund um den Hauptbahnh­of vermietet. Bürosuchen­de konzentrie­ren sich auf gut erschlosse­ne, etablierte und repräsenta­tive Business-Standorte, so Stefan Wernhart. „Rund 70 Prozent der auf den Markt kommenden Flächen haben sich Mieter bereits gesichert, diese stehen daher nicht mehr zur Verfügung,“so Martin Denner, Leiter Immobilien Research bei Otto Immobilien.

Viele Nutzer prüfen derzeit ihren Flächenbed­arf und versuchen, diesen zu optimieren. Eine der Folgen daraus sind großflächi­ge Untervermi­etungen. Räumlichke­iten, die Unternehme­n nicht mehr für den Eigenbedar­f benötigen, kommen auf den Markt und werden untervermi­etet. Dieser Trend ist aber nicht spezifisch für den österreich­ischen Markt, sondern in vielen Büromärkte­n spürbar, so die Experten. Die zurückhalt­ende Neuflächen­produktion der vergangene­n Jahre führt auch dazu, dass die Leerstands­quote sinkt. Aktuell liegt sie für den Wiener Büroimmobi­lienmarkt bei 3,9 Prozent – das ist im internatio­nalen Vergleich sehrniedri­g. Den höchsten Leerstand hat die Flughafen-City. Die Büromieten sind stabil.

Wie es um das Interesse von Investoren an Büroimmobi­lien steht, hat CBRE Österreich aktuell erhoben. Gereiht nach Assetklass­en liegt die Präferenz in erster Linie bei Wohnimmobi­lien (32 Prozent des Investitio­nsvolumens) gefolgt von Industrie- und Logistikim­mobilien (29 Prozent). Büroimmobi­lien rangieren mit rund 21 Prozent des Investitio­nsvolumens erst an dritter Stelle. «

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Nur in etablierte­n Bürozentre­n werden Flächen gesucht
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