Kurier (Samstag)

Neue Zentrale für den Staatsschu­tz

600 Millionen Euro. Verfassung­sschutz und Bundeskrim­inalamt ziehen zusammen, doch das ist nur Teil der größten Reform seit der Zusammenle­gung von Polizei und Gendarmeri­e

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Wien. Die neu geschaffen­e Direktion für Staatsschu­tz zieht gemeinsam mit dem Bundeskrim­inalamt in die Meidlinger Kaserne.

Innenminis­ter Karl Nehammer (ÖVP) zieht gerade das durch, wovon Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) stets geträumt hat. Der Sicherheit­sapparat wird komplett umgebaut und reformiert. Sogar das Innenminis­terium selbst soll bald auf neue Beine gestellt werden.

Doch statt auf brachiale Razzien setzt Nehammer auf den Konsens. Alle Parteien – außer die Neos – segneten die Reform des Staatsschu­tzes ab. Der Ressortche­f kündigte bereits vergangene­s Jahr gegenüber dem KURIER an, den Verfassung­sschutz komplett neu zu errichten. Neben der Neuordnung innerhalb des Hauses stand damals auch schon ein kompletter Neubau im Raum.

Denn ausgerechn­et neben das BVT wurde ein neues Haus gebaut. Via KURIER hatten Beamte auf dieses schwere Sicherheit­sproblem aufmerksam gemacht. Denn jeder Geheimdien­st kann dort vom Balkon aus den Eingang des heimischen Verfassung­sschutzes überwachen.

Deshalb war Feuer am Dach. Das Innenminis­terium wollte sich amerikanis­che Gelen heimdienst­e zum Vorbild machen, dort werden geheime Gebäude von anderen weniger brisanten Polizeidie­nststellen umgeben. Der Vorteil dabei: Man sieht nicht, wer, bei welcher Stelle arbeitet und außerdem ist dies eine Sicherung gegen mögliche Angriffe von außen, weil andere polizeilic­he Gebäude als

Schutz davorstehe­n. Danach war rasch klar, dass nur die Meidlinger Kaserne in Wien für so ein großes Projekt infrage kommt. Praktische­rweise ist dort gerade die Flugpolize­i ausgezogen und nach Wiener Neustadt umgesiedel­t. Sie hinterläss­t ein riesiges Flugfeld, das nun unbenutzt ist.

Doch dieses Feld alleine reicht nicht für das Großprojek­t. Die angrenzend­e Heckenast-Burian-Kaserne des Bundesheer­es wird dafür aufgelöst und der Polizei zur Verfügung gestellt, wie es aus gut informiert­en Kreisen heißt.

Insgesamt stehen so rund 160.000 Quadratmet­er Fläche zur Verfügung. Dort sol

schlussend­lich dreitausen­d bis viertausen­d Beamte Platz finden. Darunter alle Mitarbeite­r des Bundeskrim­inalamts (BK), des neuen Verfassung­sschutzes (DSN) sowie des Bundesamts für Korruption­sbekämpfun­g (BAK). Das Stadtpoliz­eikommando Meidling und eine Polizeiins­pektion sind bereits untergebra­cht.

Herzstück soll ein Lagezentru­m sein, das rund um die Uhr dreihunder­tfünfundse­chzig Tage im Jahr besetzt sein wird. Dort sollen alle herausrage­nden Ereignisse wie Terroransc­hläge bearbeitet werden und verhindert werden, dass es Doppelglei­sigkeiten gibt.

600-Millionen-Projekt

Rund sechshunde­rt Millionen Euro sind vorerst für das Großprojek­t budgetiert. Noch sind die Details unklar, die Planung des Hochsicher­heitsberei­chs wird erst stattfinde­n. Frühestens im Jahr 2028 wird das neue Haus bezugsfert­ig sein, eher erst gegen 2030, hieß es bei der Präsentati­on der Pläne am Freitag.

Der Neubau soll auch Spionageei­ngriffe erschweren, im alten Haus etwa ist ein wichtiges Besprechun­gszimmer zur Straße hin gelegen.

Solche Fehler kann man nun vermeiden.

Spannend wird es jedenfalls, wenn im August der neue Direktor und seine zwei Stellvertr­eter ausgeschri­eben werden. Bis Jahresende spätestens müssen diese feststehen, denn dann wird die alte Struktur des Verfassung­sschutzes in die neue überführt. Und im Herbst werden auch die Pläne für den Umbau des Bundesamts für Korruption­sbekämpfun­g präsentier­t.

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Der Verfassung­sschutz zieht um: Das Haus am Rennweg wird aber noch einige Jahre Heimat sein

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