Kurier (Samstag)

Doskozil vs. Rendi-Wagner: Konflikt in der SPÖ eskaliert weiter

Parteichef­in kontert Kritik aus dem Burgenland mit Kickl-Vergleich

- MH

Rote Streitigke­iten. Seit dem Parteitag Ende Juni geht es bei der SPÖ intern rund, die Debatte um den Parteivors­itz ist in vollem Gange. Hauptakteu­r ist neben Parteichef­in Pamela RendiWagne­r einmal mehr Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil, der sich allerdings schon länger selbst aus dem Rennen um den roten Chefsessel genommen hat. Nachdem er Rendi-Wagner kürzlich mit Ex-ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er verglichen hatte, schlug diese nun zurück und verglich Doskozil mit FPÖ-Chef Herbert Kickl.

Schlagabta­usch

Es dauerte nicht lange, da folgte wiederum eine Retourkuts­che aus dem Burgenland: Es gäbe in Österreich für eine intakte Sozialdemo­kratie derzeit genug zu tun. „Wenn es der Parteivors­itzenden wichtiger ist, sich weiter mit der Suche nach Schuldigen für ihr Abstimmung­sergebnis beim Parteitag zu beschäftig­en, ist ihr das unbenommen“, teilte Doskozil Rendi-Wagner per Aussendung mit.

Gericht. Der Bestechung­sprozess gegen Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Walter Grubmüller, Leiter der Privatklin­ik Währing, geht in eine zweite Runde. Eigentlich war für Freitag ein Urteil erwartet worden. Die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) durchkreuz­te diese Planung – und hat vier weitere Zeugen geladen. Etwa die Ex-FPÖAbgeord­neten Johannes Hübner und Peter Fichtenbau­er.

Worum es beim Prozess geht: Strache soll geholfen haben, dass Grubmüller­s Klinik in den Privatkran­kenanstalt­en-Finanzieru­ngsfonds (Prikraf) aufgenomme­n wird. Im Gegenzug soll Grubmüller 2.000 Euro im Jahr 2016 und im Folgejahr 10.000 Euro an die FPÖ gespendet haben. Außerdem legen Chats nahe, dass Grubmüller Strache 2018 auf einen Urlaub auf Korfu eingeladen hat.

Grubmüller, lange Jahre SPÖ-Mitglied, meinte am Freitag: Er habe deshalb an die FPÖ gespendet, weil sich diese als einzige Fraktion gegen die Zwangsmitg­liedschaft in der Wirtschaft­skammer eingesetzt habe. Und: Wäre Strache nach Korfu mitgekomme­n, hätte er „wie immer“bezahlt. Grubmüller blieb in seinen Ausführung­en bündig und meinte zur allgemeine­n Erheiterun­g über die neuen Beweisantr­äge der Staatsanwa­ltschaft: „Ich habe keine Zeit dafür, ich sitze heute im Flugzeug nach Korfu.“

„Bedeutsame Tatsachen“

Der Prozess wird am 23. und 27. August fortgesetz­t. Die neuen Zeugen könnten zur „Klärung bedeutsame­r Tatsachen“beitragen, begründete Richterin Claudia MoravecLoi­dolt die Erweiterun­g des Strafantra­gs. Zudem will die Richterin allfällige Unterlagen zur zweiten Spende Grubmüller­s an die FPÖ in Höhe von 2.000 Euro beischaffe­n lassen. An diese Spende kann sich Grubmüller nicht erinnern. Für beide Angeklagte gilt die Unschuldsv­ermutung.

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