Kurier (Samstag)

„Virus wird bleiben“: Impfung bleibt freiwillig

Am 22. Juli fällt die Maskenpfli­cht im Handel – Delta könnte die 22-Tage-Regel ins Wackeln bringen

- VON J. HAGER, M. PATSALIDIS Möglichst viele möglichst bald vollimmuni­siert, lautet das Ziel

3.595.383 Menschen sind in Österreich – Stand Freitag – bereits zweifach geimpft. Das entspricht 45,5 Prozent der impfbaren Bevölkerun­g.

„Wenn wir weiter in der Geschwindi­gkeit impfen, kommen wir gut durch den Herbst“, erklärt der grüne Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein. Wenn das nicht der Fall ist, dann „sieht es anders aus“.

Da die Impfwillig­keit gegenwärti­g nachlässt – „derzeit haben wir mehr Impfstoff als Impfwillig­e“– setzt die Bundesregi­erung österreich­weit auf niederschw­ellige Angebote. So soll es Impfungen ohne Termine geben und auch an ungewöhnli­chen Orten – wie beispielsw­eise für entlegener­e Regionen in Bussen.

Die Regierung appelliert nach der Sitzung der Corona-Taskforce und angesichts der sich verbreiten­den DeltaVaria­nte an die Bevölkerun­g, von diesem Impfangebo­t Gebrauch zu machen, denn „das Virus wird bleiben“, sagt Kanzler Sebastian Kurz. Und zwar nicht wenige Wochen oder Monate, sondern Jahre. Man setze weiter auf Freiwillig­keit. Impfpflich­t werde es keine geben – finanziell­e Anreize, sich impfen zu lassen, auch nicht. Angesichts des Impffortsc­hritts und aktuell 163 Neuinfekti­onen – womit sich Österreich im besten Drittel der EU befindet – avisiert die Regierung weitere Lockerunge­n. Ab 22. Juli fällt die Maskenpfli­cht im Handel. Maske (MNS) muss nur mehr an Orten des täglichen Bedarfs (Öffis, Supermarkt, Apotheken, Banken, Post) getragen werden.

Keine Zeit verlieren

In den Impfstraße­n versucht man inzwischen schneller als das Virus zu sein. Aber: Können es die durch die Vakzine gebildeten Antikörper überhaupt mit der Delta-Mutante aufnehmen? Ist auf den bisher prognostiz­ierten Eintritt der Schutzwirk­ung ab dem 22. Tag nach dem Erststich noch Verlass? Herwig Kollaritsc­h, Impfexpert­e und Mitglied des Nationalen Impfgremiu­ms, antwortet darauf: „Wir wissen aus einer neu erschienen­en Arbeit, dass die Delta-Variante weniger empfindlic­h auf Impf-Antikörper ist. Und wir haben auch aus einer Studie aus Schottland deutliche Hinweise, dass eine Impfung alleine gegen Delta nur sehr unvollstän­dig schützt.“Geht man davon aus, dass die Delta-Variante bis etwa Ende Juli die anderen VirusVaria­nten verdrängt hat, „wird es spätestens dann nötig werden, die gegenwärti­ge 22-Tage-Regel zu überdenken“.

Weil der Antikörper­spiegel nach einer Erstimpfun­g noch nicht so patent wirksam sei, „ist es wünschensw­ert, dass möglichst viele Menschen möglichst bald vollimmuni­siert sind“, so Kollaritsc­h.

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