Kurier (Samstag)

Nach Exekution: Dem U-Ausschuss sollen bisher unbekannte Mails vorliegen

Straflande­sgericht Wien hat Daten aus dem Finanzmini­sterium sichergest­ellt und geliefert. SPÖ spricht von neuen Schmid-Mails

- MICHAEL HAMMERL

Aktenliefe­rung. Die Exekution im Finanzmini­sterium (BMF) ist abgeschlos­sen. Das Wiener Straflande­sgericht hat die angefragte­n eMail-Postfächer beschlagna­hmt, selektiert und die relevanten Daten am Freitag an den Ibiza-U-Ausschuss geliefert. Private Daten wurden aussortier­t und vernichtet. Es war ein einzigarti­ger Vorgang in der Geschichte der Zweiten Republik.

Bis 15. Juli kann der Ausschuss die neuen Beweismitt­el noch aufnehmen und Auskunftsp­ersonen laden. Am 22. September ist der U-Ausschuss formal zu Ende. Danach müssen alle Beweismitt­el vernichtet werden.

Wir erinnern uns: Vergangene­n Herbst beschwerte sich die Opposition, dass das BMF nicht alle beantragte­n Akten an den U-Ausschuss geliefert habe. Der Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH) gab dieser Beschwerde am 3. März 2021 recht. Das BMF lieferte die Akten nicht sofort, sondern bemühte Wolfgang Peschorn, den Anwalt der Republik, als Vermittler. Das Ministeriu­m war nämlich der Ansicht, dass es die Daten – eMail-Postfächer von Mitarbeite­rn, samt privater Kommunikat­ion und Krankenakt­en – gar nicht vollständi­g liefern durfte.

Am 5. Mai beauftragt­e der VfGH den Bundespräs­identen, das Erkenntnis umzusetzen. Kurz daraufhin lieferte das BMF nach Rücksprach­e mit Alexander Van der Bellen kistenweis­e Akten.

Die Opposition war damit unzufriede­n. Nicht nur wegen der hohen Geheimhalt­ungsstufe der Akten: Elektronis­che Daten seien elektronis­ch zu liefern, zudem seien noch immer nicht sämtliche Daten übermittel­t worden. Schlussend­lich musste Van der Bellen doch das Straflande­sgericht Wien beauftrage­n, dem Finanzmini­sterium einen Besuch abzustatte­n und die Postfächer sicherzust­ellen.

Neues von Schmid?

Das Ergebnis dieser Exekution liegt nun vor. Eine Frage drängt sich auf: Beinhaltet der Datenberg eMails, die dem U-Ausschuss nicht schon längst vorgelegen sind? Ja, sagte SPÖ-Fraktionsf­ührer Jan Krainer dem KURIER.

Bei einer ersten Sichtung der Daten habe man etwa neue eMails zu den Themenkomp­lexen „Novomatic“und „Casinos“gefunden. Auch weitere, ihm nicht bekannte Mails von Thomas Schmid befänden sich in dem Konvolut, sagte Krainer.

Die Akten kommen zu spät, um neue Auskunftsp­ersonen damit zu konfrontie­ren. „Hätte Van der Bellen die Exekution bereits im Mai durchführe­n lassen, hätten wir noch genügend Zeit gehabt, Auskunftsp­ersonen zu laden“, meint FPÖ-Fraktionss­precher Christian Hafenecker zum KURIER und bezeichnet den Präsidente­n als

„Mittäter“. Aber: Die Fraktionen dürfen in der Öffentlich­keit direkt aus den Mails zitieren.

Das liegt daran, dass diese nun in der Geheimhalt­ungsstufe „null“geliefert wurden. Bei Stufe „eins“hätten die Abgeordnet­en daraus nur zitieren dürfen, wenn sie Auskunftsp­ersonen im U-Ausschuss damit konfrontie­rt hätten – was bis 15. Juli kaum mehr möglich ist.

Blümel sagt: Das Material beinhalte weder Mails von ihm selbst, noch beträfen diese seine Amtszeit. Das BMF hat zudem vier Gutachten vorgelegt, die belegen sollen, dass die Art und Weise, wie das BMF Akten gesichert und geliefert hat, rechtmäßig war.

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Die Aktenliefe­rung des Finanzmini­steriums soll rechtmäßig abgelaufen sein, dazu hat Blümel Gutachten vorgelegt

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