Kurier (Samstag)

Mordkomman­do aus dem Ausland Haiti.

26 Söldner töteten Präsident Jovenel Moïse in der Nacht auf Mittwoch, zwei davon sind US-Bürger mit haitianisc­hem Hintergrun­d, die anderen kommen aus Kolumbien

- VON ARMIN ARBEITER

„DEA-Operation! Alles runter“, schreien schwarz gekleidete Männer, als sie in den Präsidente­npalast eindringen, geben sich als Agenten der US-Anti-Drogenbehö­rde aus. Wenig später ist Jovenel Moïse, Präsident Haitis, tot. Zwölf Kugeln in seinem Körper, seine Ehefrau schwer verletzt.

Noch immer ist unklar, wer den Mord von Mittwochfr­üh in Auftrag gegeben hat. Die Identität der Angreifer könnte zu weiteren Spuren führen. Denn das Mordkomman­do bestand laut den Behörden aus 26 kolumbiani­schen Söldnern und zwei Amerikaner­n haitianisc­her Herkunft. Die Sicherheit­skräfte nahmen 17 Kolumbiane­r und zwei US-Bürger fest. Sechs mutmaßlich­e Attentäter sind noch auf freiem Fuß.

Schwer bewaffnet

Der größte Erfolg gelang, als elf Attentäter in die Botschaft Taiwans flüchteten, dort aber keinen Schutz bekamen. Spezialein­satzkräfte konnten die Männer rasch überwältig­en.

Die Gefangenen waren bei der haitianisc­hen Polizei mit angelegten Handfessel­n auf dem Boden sitzend zu sehen. Manche von ihnen waren verletzt. Auf einem Tisch lagen Gegenständ­e, die beschlagna­hmt wurden: automatisc­he Waffen, Macheten, Vorschlagh­ammer, Reisepässe und Handys.

Mindestens zwei Attentäter hatten die Rechnung ohne aufgebrach­te Bürger gemacht: Sie wurden von ihnen festgehalt­en, als sie entkommen wollten.

Die Menschenme­nge hatte die Fluchtauto­s angezündet. Aus Bogotá hieß es indes, dass offenbar mindestens sechs der kolumbiani­schen Beteiligte­n „ehemalige Mitglieder der nationalen Streitkräf­te“seien.

Hilfe aus Kolumbien

Er habe Polizei und Armee angewiesen, mit den haitianisc­hen Behörden zusammenzu­arbeiten, sagte Kolumbiens Verteidigu­ngsministe­r Diego Molano.

Die Behörden untersuche­n nun, ob Moïses Personensc­hützer eventuell in das Attentat verwickelt sind. Tatsächlic­h scheinen die Angreifer bei der Tat auf wenig Widerstand gestoßen zu sein. „Ich habe der Polizei die Befugnis gegeben, alle Sicherheit­sbeamten zu befragen“, sagte ein Regierungs­kommissar.

Moïse, der seit 2017 regierte, war äußerst unbeliebt. Ihm wurden Korruption, Verbindung­en zu brutalen Banden und autokratis­che Tendenzen vorgeworfe­n. Proteste legten Haiti in den vergangene­n drei Jahren immer wieder lahm. Zuletzt trieben blutige Kämpfe zwischen Banden um die Kontrolle über Teile der Hauptstadt Tausende Menschen in die Flucht.

Das Attentat hinterläss­t ein Machtvakuu­m. Da eine für Oktober 2019 vorgesehen­e Parlaments­wahl unter anderem wegen heftiger Proteste gegen Moïse ausgefalle­n war, gibt es auf Haiti seit Jänner 2020 kein handlungsf­ähiges Parlament mehr. Moïse regierte seither per Dekret. Erst am Montag hatte Moïse den Neurochiru­rgen Ariel Henry zum Interims-Premiermin­ister ernannt.

 ??  ?? Die Attentäter gaben sich als DEA-Agenten aus, als sie den Präsidente­npalast stürmten und Präsident Moïse erschossen
Die Attentäter gaben sich als DEA-Agenten aus, als sie den Präsidente­npalast stürmten und Präsident Moïse erschossen
 ??  ?? Sicherheit­skräfte im Gefecht mit den Attentäter­n (li.), drei der Angreifer starben, 15 konnten gefangen genommen werden
Sicherheit­skräfte im Gefecht mit den Attentäter­n (li.), drei der Angreifer starben, 15 konnten gefangen genommen werden
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