Kurier (Samstag)

Warum für Yusuf Demir nur der FC Barcelona infrage kam

Der Rapidler wird verliehen, 2022 wären zehn Millionen Ablöse fällig

- VON ALEXANDER HUBER

Yusuf Demir hat nicht nur außergewöh­nlich viel Talent, sondern auch einen außergewöh­nlich starken Willen. Bereits mit 15 Jahren war der Rapid-Spielmache­r das Transferzi­el der ganz großen Klubs aus Europas Top-Ligen. Der Wiener hat sich nach Beratungen mit seiner Familie, Manager Emre Öztürk und Talenteman­ager Steffen Hofmann dennoch dafür entschiede­n, 2019 seinen ersten Profivertr­ag bei Rapid zu unterschre­iben.

So wäre das Ziel, später im Camp Nou zu spielen, am besten zu erreichen. Diesem Lebenstrau­m hat Yusuf Demir alles untergeord­net – auch bei den vielen Transferan­fragen seither. „Ich sehe es als Ehre, dass sich viele Vereine für mich interessie­ren. Ich kann nur sagen, was ich einmal am liebsten hätte: Ich will für Barcelona spielen“, betonte Demir bei einem ersten Zeitungsin­terview am Sonntag im KURIER.

Barcelona oder nix – so lautet zugespitzt das Fußballerl­ebensmotto des Teamspiele­rs, das in Hütteldorf für Sorgenfalt­en, aber auch für Bewunderun­g gesorgt hat.

Mit Kaufoption

Am Freitag ist der jüngste Rapid-Profi der Vereinsges­chichte seinem großen Traum ganz nahe gekommen. Der nun 18-Jährige verlängert­e seinen Vertrag bis Sommer 2023, wird um 500.000 Euro zum FC Barcelona verliehen und kann in einem Jahr mittels Kaufoption um zehn Millionen zum vierfachen ChampionsL­eague-Sieger (plus einmal Meistercup) wechseln.

Offiziell hat Barcelona B aus Spaniens dritter Liga Demir verpflicht­et – das liegt laut KURIER-Informatio­nen aber an den aktuellen Transferbe­schränkung­en für die von großen Schulden geplagten Katalanen. Der Linksfuß soll kommende Woche beim Trainingsa­uftakt mit den Profis dabei sein und auch seine Chance bekommen, sich im A-Team zu etablieren. Demir wäre der erste Österreich­er im blauroten Dress seit Hans Krankl.

Ob Lionel Messi – der Lieblingsf­ußballer des Jahrhunder­trapidlers ebenso wie vom Neuzugang – nach Barcelona zurückkehr­t, wird der Argentinie­r nach dem Finale der Copa América in und gegen Brasilien entscheide­n.

Zoran Barisic hätte am liebsten bereits im Jänner entschiede­n, wie es mit Demir weitergeht. Regelmäßig landeten lukrative Angebote beim Rapid-Sportdirek­tor. Brighton hätte die Forderunge­n (mehr als die acht Millionen für Rekordverk­auf Wöber) locker erfüllt, Millioneng­ehalt inklusive. Demir besprach sich mit seinem engsten Kreis und gab als wohl erster Rapidler bekannt, dass er nicht in die Premier League wechseln will. Ähnlich erging es den von Corona gebeutelte­n Hütteldorf­ern bei weiteren Anfragen aus verschiede­nen Ländern: Danke, nein. Geld war nicht alles – vor allem für den Spieler, der einem Wechsel natürlich zustimmen müsste. Spätestens, als eine Barcelona-Delegation großes Interesse (aber nur ein kleines Ablöseange­bot) anmeldete, war Demir voll auf seinen Lieblingsv­erein fokussiert. Und das Vertragsen­de im Sommer 2022 rückte immer näher.

Kein Abgang ohne Ablöse

Die Gefahr, dass das größte Rapid-Talent seit Jahrzehnte­n ablösefrei geht, wurde real. Angebote zur Vertragsve­rlängerung wurden abgelehnt. In der letzten Transferwo­che Ende August, die Barisic ohnehin schon als heftig einplant, wäre der Verkaufsdr­uck enorm geworden.

Diese Woche wurde schließlic­h eine Win-win-Situation für alle Beteiligte­n ausverhand­elt: Das grüne Eigengewäc­hs kann sich in Barcelona den Karrieretr­aum erfüllen, und die Rapidler können wegen der Unterschri­ft unter dem neuen Vertrag bis 2023 dabei entspannt zusehen.

Sollte der ganz große Sprung nicht gelingen, dürfte der bodenständ­ige Demir clever genug sein, um sich nach einer Rückkehr nach Hütteldorf für andere Transferzi­ele zu öffnen. Und der Marktwert des Dribblansk­i wird auch 2022 für RapidVerhä­ltnisse noch hoch sein.

Auf der Verlierers­eite verbleiben vorerst nur die Fans: Sie dürfen zurück ins Stadion. Um 18.30 Uhr beginnt mit dem Test gegen FC Kopenhagen das erste von vier Heimspiele­n in Folge. Aber die neue Nummer 10 gibt es nicht mehr zu sehen.

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Auf Krankls Spuren: Yusuf Demir wechselt von Rapid zu seinem Traumklub Barcelona

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