Kurier (Samstag)

Die Revolution ist ausgeblieb­en

Österreich­s Bundesliga-Trainer haben bei dieser Endrunde nichts gravierend Neues gesehen, Risiko wurde kaum bis spät genommen, das Finale aber ist ein würdiges

- VON ALEXANDER STRECHA UND GÜNTHER PAVLOVICS

Die EM endet am Sonntag mit dem Finale zwischen Italien und England. Der KURIER hörte sich bei österreich­ischen Bundesliga-Trainern um. Ihre Erkenntnis­se:

• Didi Kühbauer, Rapid „Die großen Erkenntnis­se hat es nicht gegeben. Die Vorrunde war ermüdend. Es wurde hinten dichtgemac­ht, die großen Länder haben oft keine Mittel gefunden. Ich hoffe, dass sich das bei uns niemand zum Vorbild nimmt, denn dann steht der Autobus nicht nur einmal im Strafraum. Erst als es um etwas gegangen ist, hat die EM Fahrt aufgenomme­n. Es war aber auch zu sehen, dass am Anfang des Spiels kaum eine Mannschaft Risiko nehmen wollte. Erst wenn ein Tor gefallen ist, dann ist reagiert worden und die Spiele sind gut geworden. England und Italien im Finale taugt mir, denn ich glaube, dass beide wirklich wollen. Die Italiener spielen untypisch italienisc­h, hatten aber gegen die Spanier Probleme. Spanien war für mich fußballeri­sch die beste Mannschaft, hat aber Probleme mit dem Toreschieß­en gehabt.“

• Andreas Herzog, Admira „Von der Spielweise her war ich nie ein Italien-Fan, aber wie die Mannschaft nun unter Mancini auftritt, das begeistert. Das Finale ist ein Aufeinande­rtreffen zweier Philosophi­en, wo beide Trainer recht haben. Hier der ehemalige Stürmer Mancini, dort der frühere Verteidige­r Southgate. Ich habe mich bei dieser EM schon geirrt, weil ich glaubte, dass der Europameis­ter aus der Gruppe mit Frankreich, Portugal und Deutschlan­d kommt. Österreich hat bei der EM eine gute Leistung gebracht, wobei wir uns gegen stärkere Teams fast leichter tun. Gegen tief stehende Gegner fehlen uns ein wenig die

Dribbler über die Flanken. Darauf sollte man in der Nachwuchsf­örderung künftig ein Auge haben.“

• Christian Ilzer, Sturm Graz „Grundsätzl­ich habe ich nichts gravierend Neues gesehen. Zeitweise hat es in den Spielen eine Tempobolze­rei gegeben, aber nicht durchgängi­g, weil die Mannschaft­en nach der langen Saison danach getrachtet haben, einen guten Rhythmus zu bekommen. Alle haben darauf geschaut, mit den Kräften richtig hauszuhalt­en. Unser Team hat eine sehr gute EM gespielt, mit der Ausnahme des Spiels gegen die Niederland­e. Nach dem frühen Rückstand schienen die Spieler physisch etwas müde. Unterm Strich aber hat Österreich die Erwartunge­n erfüllt. Ich habe vor der EM auf Italien gesetzt und ändere meine Meinung vor dem Finale nicht. Es ist ein würdiges Finale. Für ein Nationalte­am haben die Italiener eine hohe Qualität, was die taktische Flexibilit­ät betrifft, das ist schon bemerkensw­ert. “

• Thomas Silberberg­er, WSG Tirol „Ich habe keine neuen Trends erkennen können. Die Standardst­ärke hat etwas abgenommen. Die EM hat zach begonnen, dann hat sie mir aber ganz gut gefallen. Es wurde spät attackiert, es gab kein hohes Pressing, keinen Red-Bull-Stil. Dadurch waren manchmal acht, neun Leute im eigenen Strafraum. Der Weg über außen war dadurch fast immer offen, und mit einem scharfen Ball in die Mitte wurde es dann gefährlich, weil alles so eng war. Mit den Teams, die im Halbfinale waren, kann ich gut leben. Enttäuscht hat mich Frankreich, weil sie teils überheblic­h gespielt haben und gejubelt – wie Pogba.“

• Manfred Schmid, Austria „Die EM hat mir sehr gut gefallen, auch das Auftreten Österreich­s. Beeindruck­end war die körperlich­e Fitness der Spieler. Man sieht, dass man als Mannschaft auf internatio­naler Ebene keinen Spieler mehr vorgeben kann. Man hat von allen Systemen etwas gesehen, nicht nur mit pressen und umschalten. Ursprüngli­ch war Deutschlan­d für mich der Favorit, jetzt setze ich auf Italien.“

„Österreich hat bei der EM eine gute Leistung gebracht, wobei wir uns gegen stärkere Teams fast leichter tun“

Andreas Herzog Trainer der Admira

 ??  ?? Ein würdiges Finale: Die Bundesliga­trainer und die Erdmännche­n sind sich einig, dass die beiden besten Teams im Endspiel stehen
Ein würdiges Finale: Die Bundesliga­trainer und die Erdmännche­n sind sich einig, dass die beiden besten Teams im Endspiel stehen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria