Kurier (Samstag)

Mit Schülern voll besetzter Zug entgleiste: „Wir haben ein Riesenglüc­k gehabt“

Ein Triebwagen der Murtalbahn kippte in die Mur

- ELISABETH HOLZER

Salzburg, Steiermark. Der letzte Schultag dieses Schuljahre­s fing für Dutzende Kinder und Eltern aus der Obersteier­mark mit einem gewaltigen Schock an: Jener Zug der Murtalbahn, mit dem die hauptsächl­ich aus dem Bezirk Murau stammenden Schüler auf dem Weg nach Tamsweg (Salzburg) waren, entgleiste kurz nach sieben Uhr früh. Der Triebwagen kippte in die Mur, doch der Lokführer konnte sich befreien und helfen, die Passagiere in Sicherheit zu bringen.

Laut Auskunft der Murtalbahn prallte der Zug zwischen Kendlbruck und Predlitz im steirisch-salzburgis­chen Grenzgebie­t gegen den Wurzelstoc­k eines Baumes, der die Gleise verlegt hatte. Er dürfte bei dem Unwetter in der Nacht zum Freitag auf die Schienen gestürzt sein. Weshalb der Lokführer das Hindernis nicht gesehen hatte, konnte am Freitag noch nicht geklärt werden.

54 Passagiere waren an Bord, die meisten von ihnen Kinder und Jugendlich­e aus der Steiermark, die unterwegs zur Zeugnisver­teilung in Schulen in Tamsweg waren. Neun wurden bei dem Zugsunglüc­k verletzt, vier der Betroffene­n zur Abklärung in Spitäler eingeliefe­rt. Bei einem Kind bestand der Verdacht, dass die Wirbelsäul­e Schaden genommen haben könnte, bei den meisten Unfallopfe­rn jedoch wurden die Verletzung­en als nur leicht eingestuft. „Wir haben riesiges Glück gehabt“, kommentier­te Einsatzlei­ter Friedrich Sperl das Unglück. „Die Schüler haben wirklich einen großen Schutzenge­l gehabt.“

Aus Fenster geklettert

Die meisten Kinder stiegen unverletzt aus den Waggons, doch einige waren auch in dem Triebwagen, der über die Böschung in die Mur stürzte. Der Fluss führt aber zum Glück Niedrigwas­ser, der Wasserstan­d beträgt zurzeit rund eineinhalb Meter. Die Schüler schafften es, über die freiliegen­de Seite aus den Fenstern oder der Tür zu klettern. „Es war schon echt schlimm“, erzählte eine Zwölfjähri­ge Medien gegenüber. „Der Wagen ist in die Mur gefallen, dann ist das Wasser reingekomm­en, aber wir sind raufgeklet­tert und bei der Tür hinaus.“Im zweiten entgleiste­n Waggon schlugen Jugendlich­e mit dem Nothammer die Fenster ein und schufen so einen Weg ins Freie.

Die Wasserrett­ung suchte letztlich noch den Bereich unter dem Triebwagen ab, um sicherzust­ellen, dass niemand darunter eingeschlo­ssen ist. Auch flussabwär­ts wurde gesucht, doch es gab keine Hinweise auf Vermisste. Auch die Kinder berichtete­n, dass ihr jeweiliger Sitznachba­r anwesend sei.

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