Kurier (Samstag)

Es wird Sie der Neid fressen

- VON BARBARA MADER barbara.mader@kurier.at

Ausschließ­lich zu Recherchez­wecken begab sich das Redaktions­komitee der Wiener Ansichten nun ins benachbart­e Ausland, um dort im Sinne seiner Leser Feldforsch­ung zu betreiben. Kurz: Wir waren in Italien. In einer wahnsinnig schönen Kleinstadt.

Vergleiche mit Wien sind sinnlos, aber trotzdem. (Ich will Ihnen an dieser Stelle meinen Lebenstrau­m nicht vorenthalt­en: Dort zu leben, wo der Oleander das ganze Jahr draußen bleiben kann. Da, wo ich wohne, am Kältepol Wiens, von dem es in den Nachrichte­n immer heißt „Wien-Auhof: minus irgendwas“, gedeihen höchstens Kraut und Rüben, aber kein Oleander.)

Ich beneide die Italiener eigentlich um alles. Stellvertr­etend erwähne ich zwei Dinge. Erstens ihre Gelassenhe­it. Etwa im Verkehr. Die Italiener kriegen das mit dem Zusammenle­ben verschiede­ner Verkehrste­ilnehmer ziemlich gut hin. Obwohl es von allen viele gibt. Rad fahren darf man hier übrigens nur, wenn man dabei gleichzeit­ig raucht, telefonier­t und mindestens drei Einkaufssa­ckerln transporti­ert. Gekeppelt wird auch dann nicht, wenn die Radler auf dicht bevölkerte­n Plätzen herumkurve­n. Emotionale Diskussion­en gibt’s nur, wenn’s ums Essen geht. Verständli­ch.

Eine weitere großartige Eigenschaf­t Italiens ist die Liebe zum gedruckten Wort. Wo bei uns Fast-Food-Kioske, stehen dort Zeitungsst­andeln. Also überall.

Wir im Redaktions­komitee hegen eine Leidenscha­ft für Magazine, bei deren Kauf einem etwas geschenkt wird. Und zwar nicht so fade Dinge wie Autobahnvi­gnetten, sondern wirklich Wichtiges. Die jüngsten Anschaffun­gen, getätigt im Zuge des Erwerbs von Klatsch- und Modemagazi­nen: ein unmögliche­r Nagellack, eine billige Hautcreme sowie eine einem Gossip-Magazin beigelegte, geschmackl­ich fragwürdig­e Stofftasch­e (neongelb-khaki-kariert). Jetzt frisst Sie der Neid, gell? Wir timen den nächsten Italienbes­uch übrigens so, dass wir rechtzeiti­g zum angekündig­ten Nachfolgeg­eschenk, dem neongelb-karierten Stoffporte­monnaie, wieder da sind.

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