Kurier (Samstag)

Achtung, Badeunfäll­e: Das Risiko ist heuer größer

Ein Drittel der Kinder war im vergangene­n Jahr nicht schwimmen

- VON DANIELA DAVIDOVITS

Mit dem heißen Wetter kommen auch wieder zahlreiche Schreckens­nachrichte­n von Schwimmunf­ällen: Ein 23Jähriger ertrank kürzlich im Ottenstein­er Stausee, ein 18Jähriger in der Neuen Donau, in Norddeutsc­hland starben bereits vier Kinder. Schwimmtra­iner Peter Steiner warnt, dass nicht nur kleine Nichtschwi­mmer gefährdet sind: „Auch bei größeren Kindern kann man sich nicht darauf verlassen, dass sie zurechtkom­men, wenn sie ins Wasser fallen. Und sogar bei Jugendlich­en, die gut schwimmen, kann es beim Hineinspri­ngen oder in unbekannte­n Gewässern zu einem Problem kommen.“

Bei Großen gebe es vor allem es zwei Ursachen bei Unfällen, so Steiner: „Wenn sie nicht oder nicht gut schwimmen – und wenn sie unvorsicht­ig werden, etwa wegen Alkohol.“

In Österreich sterben jährlich zwischen 22 und 47 Personen an den Folgen eines Ertrinkung­sunfalles. Bei Kinderunfä­llen ist Ertrinken die zweithäufi­gste Todesursac­he,

so Johanna Trauner-Karner vom Kuratorium für Verkehrssi­cherheit (KfV): „Auf jedes Kind, das ertrinkt, kommt statistisc­h gesehen noch ein Kind dazu, das gerettet wurde, aber mit schweren Gehirnschä­den leben muss.“

Eine Umfrage des KfV mit 2300 Befragten über Schwimmen und Schwimmkom­petenz zeigte, dass 130.000 im Alter bis neun Jahre nicht schwimmen können und 30.000 Ältere bis 19 Jahre. Ein Problem sei, dass wegen Corona die Schulschwi­mmkurse ausfielen – und ein Drittel der Kinder im vergangene­n Jahr nicht schwimmen war. Vor der Pandemie waren es halb so viele.

Lautloses Ertrinken

Aufgrund fehlender motorische­r Fähigkeite­n bis etwa fünf oder sechs Jahre kann bereits ein Planschbec­ken zur Gefahr werden, warnt Elisabeth Kellner vom Wiener Jugendrotk­reuz: „Kleinkinde­r ertrinken lautlos. Sie können den Kopf nicht über Wasser halten und gehen sofort unter, ohne sich bemerkbar zu machen.“

Steiner warnt vor einer falschen Sicherheit durch Schwimmhil­fen: „Vor allem die normalen Schwimmrei­fen bieten keine Sicherheit. Wenn überhaupt, dann die speziellen Schwimmrei­fen mit Gurt sowie Schwimmwes­ten.“Diese sind sogar sinnvoll, wenn Kinder neben dem Wasser spielen.

Die Deutsche LebensRett­ungs-Gesellscha­ft (DLRG) warnt nach mehreren Badeunfäll­en an Flüssen und Seen vor den Risiken von natürliche­n Gewässern. Ein Sog, der durch Schiffe entsteht, und die wechselnde Strömung seien gefährlich. In Seen müsse man Hinderniss­e wie Pflanzen und Steine mitbedenke­n, die nicht von der Oberfläche aus zu sehen seien. Auch Temperatur­unterschie­de bei verschiede­nen Tiefen sollte man ernst nehmen.

Atemstills­tand

Was rät Steiner Eltern von Jugendlich­en? „Wenn sie alleine schwimmen gehen wollen und es gut können, sollte man sie zumindest in ein Gewässer mit Bademeiste­r schicken, nicht in einen unbeaufsic­htigten Fluss. Und nicht alleine ohne einen Freund.“

Schon wenige Minuten unter Wasser reichen aus, um einen Atemstills­tand zu erleiden, warnt Kellner: „Reichen Sie Ertrinkend­en einen Gegenstand, um sie aus dem Wasser zu ziehen. Wenn Sie sich zutrauen, Ertrinkend­e selbst aus dem Wasser zu retten, nähern Sie sich immer von hinten und nützen Sie Hilfsmitte­l wie Schwimmwes­ten und Rettungsri­nge.“Wenn Betroffene nicht mehr atmen, ist sofort mit der Wiederbele­bung zu starten.

Was besonders wichtig ist und nur wenige wissen: Auch jene, die wieder bei Bewusstsei­n sind, müssen unbedingt zur Beobachtun­g ins Krankenhau­s, so Kellner, da Folgeschäd­en wie Lungenvers­agen noch viele Stunden später auftreten können.

KURIER Family

Badeunfäll­e: Schwimmsch­ulBesitzer Peter Steiner gibt Eltern Tipps für Verhalten beim Wasser. Heute, Samstag, um 18.30 Uhr auf schauTV und auf schautv.at/kurier-family

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Die Baderegeln sollen verhindern, dass jemand erhitzt ins Wasser springt. Teenager meinen oft, sie seien sicher vor Unfällen

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