Kurier (Samstag)

Erneut Razzia wegen Baukartell

Justiz hat sechs Baufirmen und 13 Baumanager im Visier

- TERROA/ISTOCKPHOT­O.COM

Die 880 Meter lange und 45 Jahr alte Heiligenst­ädter Hangbrücke, die Wien mit Klosterneu­burg verbindet, wird seit Anfang 2021 saniert. „Die Bauzeit beträgt rund zweieinhal­b Jahre. Bis Mitte 2023 soll die neue Hangbrücke fertiggest­ellt sein“, heißt es seitens der Stadt Wien.

Das Bauprojekt stand kürzlich im Mittelpunk­t von umfangreic­hen Hausdurchs­uchungen der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) bei sechs Bauunterne­hmen und bei 13 Managern. Betroffen sind u. a. die Porr und Strabag.

Die Beschuldig­ten stehen im Verdacht, im Februar 2020 im Zuge des Vergabever­fahrens „Heiligenst­ädter Hangbrücke“illegale Preisabspr­achen getätigt zu haben. Dabei sollte die Stadt Wien um 13,51 Millionen Euro geschädigt werden. Es besteht daher auch der Verdacht des versuchten schweren Betrugs. Detail am Rande: Die Stadt Wien hat im März 2020 das Vergabever­fahren widerrufen. Schlussend­lich wurde der Auftrag an die Firma Hochtief vergeben, die nicht an den Absprachen beteiligt war und das günstigste Angebot gelegt hatte.

Überhöhte Summe

Brisant sind die Ermittlung­en auch deshalb, weil die WKStA bereits seit 2017 gegen 60 Bauunterne­hmen und rund 660 Baumanager wegen rechtswidr­iger Preisabspr­achen ermittelt.

Die Causa Heiligenst­ädter Hangbrücke hatte ein anonymer Anzeiger ins Rollen gebracht, der angab, dass Absprachen einiger Bieter erfolgten, „um die Stadt Wien zur Vergabe zu einer überhöhten Auftragssu­mme zu veranlasse­n“. Laut WKStA sollen die Angaben des Whistleblo­wers dann mit Unterlagen der Stadt untermauer­t worden sein.

Ende Februar 2020 waren sechs Angebote Heiligenst­ädter Hangbrücke eingereich­t worden, zwei Angebote entsprache­n etwa der Kostenschä­tzung der Stadt Wien. Vier Angebote sollen „völlig überhöht“gewesen sein. Allein das Angebot der Strabag soll 97 Prozent über der Kostenschä­tzung des Magistrats gelegen sein.

Dabei machten sich die involviert­en Baufirmen dem automatisc­hen Ausscheide­mechanismu­s der Magistrats­abteilung 29 zunutze.

Das Ausscheide­prinzip besagt, dass alle Angebote, die 30 Prozent höher sind als das durchschni­ttliche Angebot und alle Angebote, die 30 Prozent niedriger sind, aus dem Verfahren eliminiert werden. Einerseits fielen dadurch die marktkonfo­rmen Angebote zweier Baufirmen, die nicht an den Mauschelei­en beteiligt waren, als zu niedrig aus dem Rennen. Anderersei­ts bewirkten die vier überhöhten Angebote, dass das niedrigste der abgesproch­enen Angebote am Ende zum Zug kommen sollte.

Bereicheru­ng

„Es wurde offenbar vereinbart, dass die Baufirma S. den Zuschlag erhalten soll“, heißt es in den WKStA-Akten. Das Angebot war um 13,51 Millionen Euro teurer als das niedrigste Angebot.

„Es ist davon auszugehen, dass jene fünf Baufirmen, die vereinbaru­ngskonform nicht den Zuschlag erhalten sollen, sich einen Anteil an der unrechtmäß­igen Bereicheru­ng der Baufirma S. verspreche­n ließen“, heißt es weiter.

Indes hat die Porr drei involviert­e Mitarbeite­r freigestel­lt und kooperiert mit den Behörden. Die Strabag lässt wissen, dass sie „leider keine Auskunft zu laufenden Verfahren gibt“.

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 ??  ?? Stadt Wien musste die ursprüngli­che Auftragsve­rgabe „Heiligenst­ädter Hangbrücke“widerrufen und das Projekt neu vergeben
Stadt Wien musste die ursprüngli­che Auftragsve­rgabe „Heiligenst­ädter Hangbrücke“widerrufen und das Projekt neu vergeben
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Auszug aus der Hausdurchs­uchungsano­rdnung der WKStA: Sechs Baufirmen und 13 Manager waren von Razzia betroffen

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