Friedensnobelpreis geht an zwei mutige Einzelkämpfer für die Meinungsfreiheit
Komitee in Oslo entschied sich für Chefredakteure von Präsidenten- und regierungskritischen Medien in Russland und auf Philippinen
Norwegen. Die Journalistin Maria Ressa von den Philippinen und ihr russischer Kollege Dmitri Muratow erhalten heuer den Friedensnobelpreis. Sie bekommen ihn für ihre Bemühungen um die Wahrung der Meinungsfreiheit, die eine Voraussetzung für Demokratie und dauerhaften Frieden sei, sagte die Vorsitzende des Nobelpreis-Komitees, Berit Reiss-Andersen, bei der Bekanntgabe in Oslo.
Die mehrfach ausgezeichnete Philippinerin Ressa (58) ist Chefredakteurin des Online-Nachrichtenportals Rappler. Sie ist als scharfe Kritikerin des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte bekannt. Im vergangenen Jahr war sie in einem Verleumdungsprozess zu einer
Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Journalistin ging aber in Berufung und ist auf Kaution in Freiheit. Das USNachrichtenmagazin Time hatte die schon mehrfach Verhaftete 2018 zusammen mit anderen Journalisten als „Person des Jahres“geehrt.
Der Russe Dmitri Muratow ist Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung Nowaja Gaseta. Muratow, der schon als Oppositioneller für die liberale Partei Jabloko an Wahlen teilgenommen hatte, hatte sich zuletzt auch mit der Demokratiebewegung in Belarus solidarisiert. Er kritisierte in der Vergangenheit zudem öffentlich die Politik des Kreml auf der von Russland 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Muratow will die Geldprämie für die Entwicklung des unterdrückten Journalismus in seinem Land einsetzen. „Wir werden versuchen, Leuten zu helfen, die jetzt als Agenten eingestuft sind, die jetzt drangsaliert und aus dem Land vertrieben werden“, sagte der 59-Jährige am Freitag dem unabhängigen Portal Meduza, das ebenfalls als „ausländischer Agent“eingestuft ist. Die Bezeichnung steht international als Stigma in der Kritik, weil sie auch Presse- und Meinungsfreiheit in Russland untergrabe.
Kreml gratuliert
Der Kreml würdigte die Entscheidung des Nobelpreis-Komitees. „Wir können Dmitri Muratow gratulieren. Er arbeitet stringent anhand seiner Ideale, er ergibt sich seinen Idealen. Er ist talentiert und mutig“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax. „Das ist natürlich eine hohe Wertschätzung.“Es war unklar, ob Präsident Wladimir Putin dem Preisträger gratulieren werde.
Damit haben die Tage der Nobelpreis-Verkündungen ihren Höhepunkt erreicht. Zuvor waren in dieser Woche bereits die Preisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur bekannt gegeben worden. Unter ihnen sind mit dem Meteorologen Klaus Hasselmann und dem Chemiker Benjamin List auch zwei Deutsche gewesen.
Am kommenden Montag folgt noch der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, der als einziger der Preise nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (18331896) zurückgeht. Dotiert sind die Nobelpreise in diesem Jahr erneut mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) pro Kategorie.
Verliehen werden sie traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Nobel. Der Friedensnobelpreis wird als einziger Nobelpreis nicht in Stockholm, sondern in Oslo verliehen. Er gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Welt. 329 Kandidaten – 234 Persönlichkeiten und 95 Organisationen – sind in diesem Jahr für ihn nominiert gewesen. Die Namen der Nominierten werden traditionell 50 Jahre lang geheimgehalten.