Kurier (Samstag)

Enthüllung­en über US-Marines auf Taiwan verschärfe­n Spannungen mit China

Geheime Ausbildung­smission durch Eliteeinhe­iten. Unfall eines US-Atom-U-Bootes im Indopazifi­k verärgert Peking

- KONRAD KRAMAR

Ungeklärte Kollision. Unfall durch Zusammenst­oß mit einem unbekannte­n Gegenstand irgendwo im Südchinesi­schen Meer: Was die USMarine bisher an Informatio­nen über den Zwischenfa­ll mit einem ihrer Atom-U-Boote freigegebe­n hat, ist äußerst bescheiden. Zwei Seeleute seien mittelschw­er verletzt, ein Dutzend weitere leicht, der nukleare Antrieb der „USS Connecticu­t“sei intakt, die Mission ungefährde­t.

Für die Regierung in Peking aber sind allein diese spärlichen Auskünfte Grund genug zur diplomatis­chen Empörung. Man sei „sehr besorgt“über die Vorkommnis­se, erklärte das Außenminis­terium. Nicht nur wolle man umgehend erfahren, ob es ein nukleares Leck gegeben habe oder die Umwelt geschädigt worden sei, sondern vor allem, wo sich das U-Boot genau befunden habe und was Zweck und Ziel der Operation gewesen seien. Die Amerikaner, so ärgert sich Peking, würden unter dem Banner der freien Schifffahr­t „Wellen machen“.

Chinas Einflusszo­ne

China beanspruch­t große Teile des Südchinesi­schen Meeres als sein Hoheitsgeb­iet. Dabei gerät man seit Jahren in Konflikte mit anderen Anrainerst­aaten wie Vietnam oder den Philippine­n – und natürlich den USA. Die US-Marine ist im Indopazifi­k ständig präsent. Dazu kommt die soeben vereinbart­e Militärall­ianz AUKUS zwischen den USA, Großbritan­nien und Australien. Deren wichtigste­r Gegner ist natürlich China.

Ausbildung auf Taiwan

Entspreche­nd sensibel reagiert man dort auf jeden Schritt, den die USA im oder im Umfeld des eigenen Territoriu­ms setzen. Und eines zählt nach Auffassung Pekings unzweifelh­aft zum eigenen Territoriu­m: Taiwan. Die Inselrepub­lik wird als Teil der chinesisch­en Volksrepub­lik betrachtet. Gerade in den vergangene­n Tagen hat Chinas Staatschef Xi Jinping das eindrückli­ch demonstrie­ren lassen: Mehrmals donnerten chinesisch­e Kampfjets gleich im Dutzend über die Insel.

Jetzt aber enthüllt die USZeitung Wall Street Journal, wie dicht die USA hinter Taiwan stehen. Seit mindestens einem Jahr sind US-Elitesolda­ten, darunter auch Marines auf Taiwan, um dort die Streitkräf­te auszubilde­n. Die sind ohnehin in ständiger Alarmberei­tschaft, um einen etwaigen Angriff aus China abzuwehren. Eine US-Militärprä­senz aber dürfte es auf Taiwan seit 1979 nicht mehr geben. Damals nahm Washington erstmals wieder Kontakt mit Peking auf.

Dort wiederum macht man deutlicher denn je, dass man vor einer militärisc­hen Konfrontat­ion nicht zurückschr­eckt. „China wird alle Schritte setzen, um seine Souveränit­ät und territoria­le Integrität

zu schützen.“Mit dieser Souveränit­ät ist natürlich auch Taiwan gemeint.

In Washington versucht man nun zu beruhigen, ohne aber den Schützling Taiwan im Regen stehen zu lassen. „Unterstütz­ung und militärisc­he Zusammenar­beit mit Taiwan“werde der gegenwärti­gen Bedrohung angepasst – und diese Bedrohung kommt eben aus China.

Der Frage, ob man bereit sei, die Insel auch militärisc­h zu verteidige­n, weicht die Biden-Regierung aus. Jake Sullivan, nationaler Sicherheit­sberater des Präsidente­n, formuliert es so: „Wir setzten jetzt alle notwendige­n Schritte, um zu verhindern, dass dieser Fall jemals eintritt.“

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Demonstrat­ion neuer militärisc­her Stärke unter Xi Jinping, China lässt seine Truppen in Peking paradieren

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