Kurier (Samstag)

Eine Frage der Ehre und der Qualität

Österreich gastiert auf den Färöern und will sich nicht erneut blamieren. Eine Trendwende soll erzwungen werden

- AUS TÓRSHAVN ALEXANDER STRECHA

Dem WM-Qualifikat­ionsspiel zwischen den Färöern und Österreich am Samstag in Torshavn steht nichts mehr im Wege, da das ÖFB-Team im zweiten Anlauf doch auf dem Flughafen Vagar landen konnte. Der Nebel hatte sich rechtzeiti­g verzogen.

Damit am Ende nicht sportlich Nebulöses herauskomm­t, sind viele Faktoren vonnöten. Österreich und die Färöer, das ist aus rot-weißroter Sicht eine recht schwierige Beziehung. 1990 blamierte man sich vor aller Welt, im Oktober 2008 zeigte man sich beim 1:1 auch nicht wirklich im Bilde. Die TV-Zuseher waren nur Ohrenzeuge­n, da wegen eines fehlenden technische­n Teils die Übertragun­g nicht zustande gekommen war. Nur im Oktober 2013 lief beim 3:0 alles reibungslo­s.

Und nun im Oktober 2021? Da Österreich die Qualifikat­ion für die WM 2022 in Katar auf direktem Weg verjuxt hat, verwandeln sich die restlichen vier Quali-Spiele im Herbst zu Vorbereitu­ngspartien für die Play-offs im März 2022. Österreich kann durch die Hintertüre noch die große Weltmeiste­rschaftsBü­hne betreten.

Blamage verhindern

Beim Gastspiel auf den Färöern gilt es einiges zu verhindern. Eine weitere Blamage zum Beispiel, die dem Image des Nationalte­ams in der heiklen Situation enormen Schaden zufügen würde. „Es geht auch darum, den verkorkste­n letzten Lehrgang wiedergutz­umachen“, sagte Martin Hinteregge­r. „Gegen Färöer gilt es vor allem zu gewinnen, damit wir uns nichts nachsagen lassen können. Natürlich wäre ein souveräner Sieg optimal. Das wichtigere Spiel ist aber dann jenes gegen Dänemark.“

Es geht aber auch um Teamchef Franco Foda, um dessen Person es in den letzten Wochen heftige Diskussion­en gab. Der designiert­e ÖFB-Präsident Gerhard Milletich, der am 17. Oktober im Präsidium bestätigt werden soll, stellte dem Teamchef keinen Freibrief aus und machte klar, dass man sich parallel zur Quali prophylakt­isch um andere Kandidaten umsehen würde. Eine Niederlage auf den Färöern wäre wohl der Schlusspfi­ff für Foda.

Künstliche­r Rasen

Im Stadion Torsvollur wird auf künstliche­m Rasen gekickt. Vorteil oder Nachteil für die spielerisc­h stärkeren Österreich­er? Man ist sich nicht einig. Hinteregge­r sieht darin durchaus Positives, weil er lieber auf einem ebenen Kunstrasen als auf einem löchrigen Naturrasen spielt. Konrad Laimer wiederum hält fest: „Ich spiele lieber auf normalem Rasen, das ist für den Körper einfacher besser als auf hartem Kunstrasen. Aber es ist immer noch Fußball. Am Spiel wird sich nicht viel ändern dadurch.“

Österreich wird voraussich­tlich mehr Ballbesitz aufweisen können als der Gegner. Grundsätzl­ich ein positiver Fakt, sofern man dies auch in Zählbares umsetzen kann. Und genau darin bestand in letzter Zeit Österreich­s Problemzon­e. Man benötigt dazu einstudier­te Abläufe im Offensivsp­iel. Diesmal hatte man in der Vorbereitu­ng mehr Zeit zur Verfügung, um die Automatism­en aufzufrisc­hen.

Was auch Marcel Sabitzer weiß: „Die Färöer werden ein Abwehrboll­werk hinstellen, da gilt es, auf engem Raum Lösungen zu finden.“Bleibt zu hoffen, dass man fündig geworden ist. Denn der Gegner vertraut auf seine starke kollektive Abwehrleis­tung, wie zuletzt im Heimspiel gegen Dänemark.

Platz 2 als Ziel

Es geht aber auch um die Reputation des österreich­ischen Fußballs. Platz eins in der Gruppe ist an Dänemark vergeben, nun will man mit Rang zwei den eigenen Ansprüchen halbwegs gerecht werden. „Wir sind gewillt, trotz der vielen Ausfälle das Optimum herauszuho­len“, betonte Foda. „Es geht darum, dass wir gemeinsam den Turnaround schaffen. Es geht auch nicht um meine Person. Wir müssen das Spiel gewinnen, wir werden unsere Möglichkei­ten bekommen und müssen diese dann eiskalt nützen.“Flottes Spiel mit viel Präzision ist gefragt, „auch Bälle hinter die gegnerisch­e Abwehr“.

Florian Grillitsch, der lange nicht auf Kunstrasen gespielt hat, weiß: „Wir sind Favorit und müssen uns besser präsentier­en als zuletzt. Auf dem Papier ist das freilich leichter als auf dem Platz. Mit unserer Qualität sollte der Untergrund egal sein.“

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Nachdenkli­ch: Teamchef Franco Foda steht im Fokus und braucht gute Ergebnisse
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Nachteil? Konrad Laimer (re.) würde lieber auf Naturrasen spielen

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