Mein Samstag
Die jungen Männer hatten sich gemeldet, um ein geniales Investment vorzuschlagen
Ein Geständnis. So eine Hausdurchsuchung, mutmaßt Ihr Kolumnist, ist keine schöne Angelegenheit. Fremde Männer wühlen in Ihren Krimskrams-Schubladen, in denen Sie selbst noch nie etwas gefunden haben. Irgendjemand nascht aus Ihrem Kühlschrank. Und die Katze ist danach sicher auch total verschreckt. Ihr Kolumnist würde sich das gerne ersparen.
Daher Karten auf den Tisch: Diese Kolumne ist in den vergangenen Monaten nicht ganz unbeeinflusst entstanden. Junge Männer hatten sich mit einer verlockenden Chat-Nachricht gemeldet. Sie seien enge Vertraute eines Politikers, der sie selbst wiederum – so beeilten sie sich, zu ergänzen – aber natürlich kaum kenne. Klang logisch.
Ob der Kolumnist, lautete die Frage, an geeigneter Stelle das eine oder andere politische Gericht platzieren könne. Oder auch mal eines „runterschreiben“. Die passenden Zutaten und Rezepte, die könne man jeweils liefern. Ein geniales Investment. Die süßen Emojis, die die Männer schickten, ließen erahnen, dass sie Ahnung von Kulinarik haben. Nachdem der Kolumnist (als Vorleistung) g’schmackige Melanzani-Gerichte veröffentlicht hatte, schlug man ein.
Weil Ihr Kolumnist ein lupenreiner Kapitalist ist, verlief die Zusammenarbeit bisher friktionsfrei. Wer zahlt, schafft an. Ein bisschen nostalgische Heimattümmelei vor einer Landtagswahl? Kein
Problem, so ein Knödelrezept formuliert sich ja quasi von selbst. Sticheleien gegen vegane Weltverbesserer im
Umfeld der Steuerreform? Ein paar billige Lacher über selbst gemachtes Suppengewürz waren rasch gefunden. Ein Blauer, der getortet wurde? Soll er doch Kuchen essen!
Seit Mittwoch ist alles anders. Die Männer antworten nicht mehr auf Nachrichten und heben ihre Handys nicht ab. Macht nichts. Bei allem Respekt: Den meisten Österreichern ist der Appetit eh vergangen.