Kurier (Samstag)

Warnsignal­e für eine Essstörung

Hinweise bietet meist das Verhalten und weniger die Figur

- VON THERESA BITTERMANN www.oeges.or.at/betreuung.html.

„Ich hab mir schon auf dem Heimweg etwas zu essen geholt, ich brauch nichts mehr, danke.“– Sätze wie dieser können ein Warnsignal für eine mögliche Essstörung bei Jugendlich­en sein. Aber die Hinweise sind vielfältig und oft schwer von normalen pubertären Verhaltens­auffälligk­eiten zu unterschei­den.

Indikator Nummer Eins sind jedenfalls nicht Veränderun­gen an der Figur, sondern im Verhalten. Lassen die Kinder immer öfter gemeinsame Familienes­sen aus oder ist der Vorratssch­rank plötzlich geplündert, könnte das ein Alarmzeich­en sein. „Weitere

Indizien können eine starke Zurückgezo­genheit, ein veränderte­r Freundeskr­eis oder auch Selbstverl­etzungen sein“, erklärt Psychother­apeutin Claudia Fuchs vom Kompetenzz­entrum „so what“. Wichtig sei es, nicht wegzuschau­en, sondern das Gespräch zu suchen. Im Idealfall, ohne das Essverhalt­en zu betonen. Eine generelle Frage zu Beginn sei zu empfehlen, wie etwa: Was ist denn los? Wie geht es dir?

Denn dort liege oft die Wurzel des Problems: „Essstörung­en sind psychosoma­tische Erkrankung­en, meistens geht es um das Selbstwert­gefühl, Orientieru­ngslosigke­it oder gefühlte Einsamkeit.“

Pandemiebe­dingt haben Essstörung­en unter den Jungen zugenommen. Genaue Zahlen fehlen, aber eine Studie der Donau-Uni Krems (zu Auswirkung­en der Pandemie) zeigte, fast zwei Drittel der befragten Jugendlich­en weisen Symptome einer Essstörung auf.

Negativer Einfluss

Dazu kommt, soziale Medien – allen voran Instagram (gehört zu Facebook) – seien wissentlic­he Treiber, wie die jüngste Enthüllung einer ExMitarbei­terin zeigt. 17 Prozent junger Nutzerinne­n würden angeben, dass die Makellosig­keit auf Instagram ihre Essstörung­en verschlimm­ere.

Das häufigste Krankheits­bild unter den Essstörung­en ist aber nicht die Magersucht, sondern die BingeEatin­g-Disorder, bei der Essanfälle auftreten. Besonders gefährlich dabei: Diese Krankheit ist körperlich nicht unbedingt sichtbar und daher von außen schwer zu erkennen. So auch bei der Bulimie, bei der Essen wieder hinaufgewü­rgt wird.

Einen Überblick zu Hilfsangeb­oten gibt es auf der Seite der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Essstörung­en unter

Erste Anlaufstel­le für Jugendlich­e ist etwa der Telefondie­nst Rat auf Draht (unter ³147).

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Bei Verdacht sollte der Fokus nicht auf dem Essverhalt­en liegen – stattdesse­n lieber mal nachfragen: Wie geht es dir eigentlich so?

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