Kurier (Samstag)

„Ohne meine Frau wäre ich nicht mehr hier“

Der Ausnahmegi­tarrist feiert 50 Jahre Bühne mit „Salut to Jimi Hendrix“

- MENSCHEN HAUTNAH VON LISA TROMPISCH

Wenn man ihm beim Gitarrespi­elen zuschaut, kommen die Augen seinen Fingern gar nicht nach, die fliegen nur so über die Seiten. Aber eigentlich eh egal, einfach fasziniert zuhören reicht völlig.

Ausnahmegi­tarrist Harri Stojka (64) steht seit 50 Jahren auf der Bühne (okay, eigentlich seit 51, aber aufgrund der Coronapand­emie kann das Jubiläum erst heuer gefeiert werden). Mit zarten sechs Jahren bekam er von seinem Vater Mongo (њ2014) seine erste Plastikgit­arre geschenkt – samt Ratschlag: „Übe so lange bis die Finger rauchen.“Und das macht er bis heute, vier bis fünf Stunden täglich, wobei „üben“dafür nicht das richtige Wort ist. „Ich nenne es Musik machen. Wenn ich etwas genau wissen will, schaue ich es mir natürlich genau an. Aber an sich spiele ich nur meine Sachen und schaue, dass ich meinen Speed halte und neue Sachen einfließen lasse. Ich mache Musik, sobald ich die Gitarre in die Hand nehme“, erzählt er im Interview für die Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.

„Ich stehe jeden Tag zwischen fünf und sechs Uhr früh auf. Und das erste, was ich mache: Ich muss meine Gitarre in die Hand nehmen und spielen. Das kommt noch lange vor dem Frühstück.“

Die Liebe zur Musik scheint grenzenlos, einfach einmal seinen Abschied von der Bühne bekannt geben, käme für den gebürtigen Wiener aus der Lovara-Rom-Dynastie der Bagarescht­schi nie in Frage. „Ich könnte ohne dem gar nicht leben. Es gibt Musiker, wo ich in der Zeitung lese: Verabschie­det sich vom Bühnenlebe­n und geht in Rente und ich denke mir: Welche Rente ist da gemeint? Was macht er dann?“

Schon als Kind hat ihm die Gitarre und deren Klänge Halt und Sicherheit gegen die Zigeuner-Beschimpfu­ngen, gegeben. „Die Gitarre war mein Schutzwall gegen die Unbilden. Natürlich wurde man angefeinde­t. Aber das ist ein Thema, das habe ich abgelegt. Die Vorurteile muss jeder selbst abbauen. Da kann ich nix tun dagegen, deshalb schotte ich mich ab. Sollen die Leute über mich reden, was sie wollen. Das habe ich mir damals schon gedacht. Ich habe meine Gitarre genommen, hab gespielt und das alles vergessen. Was man mir da immer nachgeschr­ien hat und ich will auch damit nix mehr zu tun haben.“

Auch seine Frau Valerie, die er 1986 geheiratet hat, war Stojka immer eine große Stütze. „Ich glaube, dass ich nicht mehr hier wäre, wenn ich meine Frau nicht gehabt hätte. Sie hat mir so was von geholfen damals. In einer Zeit, wo ich wirklich am Abstürzen war. Danke, Valerie.“

Seinem jüngeren Ich würde er heute gerne Folgendes mitgeben. „No Drugs. Und damit meine ich auch den Alkohol, der eine ganz, ganz gefährlich­e Droge ist. Das weiß ich leider aus eigener Erfahrung.“Derzeit arbeitet der

Autodidakt („Ich kann nur mit Banknoten etwas anfangen.“) zwar schon wieder an brandneuer Musik, „eigene Songs, diesmal aber mit psychedeli­schen Einlagen“, aber mit seinem letzten Album „Salut to Jimi Hendrix“steht er momentan auf der Bühne, wie zum Beispiel am 14. Oktober in der Arena Wien. Ein gesunder Lebensstil, kein Alkohol, keine Drogen und viele Kilometer per pedes, halten den Musiker dafür fit. „Gesundheit für mich und meine Familie. Und dass dieses Corona-Zeug endlich aufhört. Dass wir wieder zur Normalität zurückkönn­en“, würde er sich für die Zukunft wünschen.

Ob Beatles oder Rolling Stones, Harri Stojkas Vorbilder oder was es mit dem Plektrum auf sich hat, sehen Sie auf KURIER.AT und schauTV.

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 ?? ?? Musiker Harri Stojka mit seiner Ehefrau Valerie (Kreis) und im Herrlich-ehrlich-Gespräch mit KURIERReda­kteurin Lisa Trompisch
Musiker Harri Stojka mit seiner Ehefrau Valerie (Kreis) und im Herrlich-ehrlich-Gespräch mit KURIERReda­kteurin Lisa Trompisch

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