Mehr als ein Teppich
Jeder ist ein Unikat, kommt von weit her, und bei jedem hatten besondere Menschen ihre Hände im Spiel. Limala ist ein neues nachhaltiges Label für handgeknüpfte Teppiche. Wie ein Pärchen aus Marokko von Berlin aus Österreichs Wohnräume erobert.
» Es ist eine Liebesgeschichte, die – in farbenfrohe Teppiche verpackt – eine Reise um die Welt angetreten ist. Limala ist ihr Name und die hohe marokkanische Handwerkskunst ihr Hintergrund. „All unsere Teppiche sind handgeknüpft und repräsentieren durch ihren „Slow Manual Labour“-Charakter (langsame, zeitintensive Handarbeit) ein Gegenmodell zu maschinellen Überproduktionen“, sagt Samira Mahboub, die zusammen mit ihrem MannZaidCharkaouidasneueLabel gegründet hat. „Natürlich ist Handarbeit niemals perfekt im Sinne einer optischen Präzision. Dies erkennt man auch, wenn man den Teppich umschlägt und die Knoten betrachtet. Hier können ein paar Größenabweichungen durchwegs vorkommen. Doch genau das macht die Schönheit aus.“Je enger der Teppich geknüpft ist, desto hochwertiger ist er. Die Knotenanzahl ist generell ein Indiz für Qualität, Sorgfalt und Arbeitsaufwand. DiejungenEheleuteausMarokko, die es vor drei Jahren nach Berlin verschlagen hat, sind die Masterminds des hippen Teppichladens. Ihre private Geschichte ist so einzigartig wie jeder ihre Teppiche. Samira ist Halbmarokkanerin, Zaid in Casablanca geboren, wo die beiden 2017 auch geheiratet haben. „Ein Jahr später sind wir nach Berlin gezogen“, erzählen sie. „Wir finden, es gibt nichts Schöneres als ein handgefertigtes Einzelstück in der Wohnung liegen zu haben, das von einem reichen Kulturerbe beseelt ist.“
Die Geschäftsidee, die marokkanische Handwerkskunst des Teppichknüpfens nach Europa zu bringen, wurde im Zuge einer Reise durchs Atlasgebirge geboren. „Wir möchten mit unseren Teppichen eine Brücke schlagen zwischen der westlichen und der marokkanischen Kultur“, betont das Paar, „sozusagen mit Teppichen Geschichten erzählen.“Das produktive Herz des Labels Limala ist bis heute eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Menschen in den kleinen Gebirgsdörfern. „Es sind Orte, die für ihre Fertigkeit bekannt sind und ihr Handwerk aufgrund einer langen Familientradition beherrschen“, schildert Samira. „Wir fuhren von Dorf zu Dorf, um Kooperationspartner für Limala zu finden. Nach drei Wochen zeigte uns ein Mann namens Abdel Aziz das Dorf, in dem seine Familie seit Generationen Teppiche knüpft. So kam es, dass sie unser Hauptbusinesspartner ist.“
Die Herstellung eines mittelgroßen Teppichs erfordert etwa drei Wochen Arbeit, bei einem Tagessatz von sieben bis acht Stunden. Das Spannende ist, dass mehrere Teppichkünstlerinnen unterschiedlicher Generationen an einem Teppichmodell arbeiten. Jede Knüpferin werkt an einer bestimmten Stelle und kann bei Bedarf Hilfestellung geben. „Das Konzept von intergenerationaler und geteilter Arbeit hat eine lange Tradition in der marokkanischen Handwerkskunst“sagen Samira und Zaid. Individualität und gute Beratung wird bei den beiden ebenso großgeschrieben: „Das funktioniert auch online“. Limala Teppiche kann man via www.bylimala.com oder auch über Instagram kaufen. Eine Bestellung ist innerhalb von 48 Stunden versandbereit. Vom Zwischenlager in Berlin dauert es in der Regel vier bis sechs Werkta
ge, bis der Teppich in Österreich beim Kunden ankommt. Die Preise sind im Vergleich zu den traditionellen Gabbeh- oder Perserteppichen moderat. Für eine hochwertige Vintage-Variante zahlt man bis zu 1.200 Euro. Die Kosten für neu angefertigte Teppiche variieren, je nach Größe, zwischen 545und1.100Euro(Teppichemit zwei mal drei Meter Größe belaufen sich auf etwa 1.000 Euro).
Besonders gefragt sind selbst designte Kollektionen mit weiterentwickelten traditionellen Amazigh Mustern, die typisch für marokkanische Berber sind. Zaid Charkaoui, der sie entwirft, möchtemitdenneuenDesignsTraditionelles mit der Gegenwart verbinden. „Man kann aber auch ein selbstentworfenes Design in Auftrag geben“, sagt der kreative KopfdesUnternehmens,„oderein
Foto vom Wohnzimmer schicken, und wir stellen dann eine passende Teppichauswahl zusammen“. Interessant ist neben dem optischen Wohlgefallen auch der wirtschaftliche Aspekt – die handgemachten Teppiche gewinnen mit dem Alter an Wert und können somit auch als kleine Wertanlage betrachtet werden. Zudem, so die beiden Jungunternehmer, „unterstützt man beim Kauf eines Limala Teppichs diejenigen Communities, die sich der traditionellen Handwerkskunst widmen, und leistet damit auch einen Beitrag zur ,globalen Verantwortung“.
Und welche Zukunftspläne hat das Limala-Paar? „Ein eigener Showroom in Berlin, ein Pop-up Event in Amsterdam und eine Hotelkollaboration“, sagt Samira. Für neue Inspirationen und Designkreationen ist also gesorgt. «