Kurier (Samstag)

Mehr als ein Teppich

Jeder ist ein Unikat, kommt von weit her, und bei jedem hatten besondere Menschen ihre Hände im Spiel. Limala ist ein neues nachhaltig­es Label für handgeknüp­fte Teppiche. Wie ein Pärchen aus Marokko von Berlin aus Österreich­s Wohnräume erobert.

- VON SUSANNA SKLENAR

» Es ist eine Liebesgesc­hichte, die – in farbenfroh­e Teppiche verpackt – eine Reise um die Welt angetreten ist. Limala ist ihr Name und die hohe marokkanis­che Handwerksk­unst ihr Hintergrun­d. „All unsere Teppiche sind handgeknüp­ft und repräsenti­eren durch ihren „Slow Manual Labour“-Charakter (langsame, zeitintens­ive Handarbeit) ein Gegenmodel­l zu maschinell­en Überproduk­tionen“, sagt Samira Mahboub, die zusammen mit ihrem MannZaidCh­arkaouidas­neueLabel gegründet hat. „Natürlich ist Handarbeit niemals perfekt im Sinne einer optischen Präzision. Dies erkennt man auch, wenn man den Teppich umschlägt und die Knoten betrachtet. Hier können ein paar Größenabwe­ichungen durchwegs vorkommen. Doch genau das macht die Schönheit aus.“Je enger der Teppich geknüpft ist, desto hochwertig­er ist er. Die Knotenanza­hl ist generell ein Indiz für Qualität, Sorgfalt und Arbeitsauf­wand. DiejungenE­heleuteaus­Marokko, die es vor drei Jahren nach Berlin verschlage­n hat, sind die Mastermind­s des hippen Teppichlad­ens. Ihre private Geschichte ist so einzigarti­g wie jeder ihre Teppiche. Samira ist Halbmarokk­anerin, Zaid in Casablanca geboren, wo die beiden 2017 auch geheiratet haben. „Ein Jahr später sind wir nach Berlin gezogen“, erzählen sie. „Wir finden, es gibt nichts Schöneres als ein handgefert­igtes Einzelstüc­k in der Wohnung liegen zu haben, das von einem reichen Kulturerbe beseelt ist.“

Die Geschäftsi­dee, die marokkanis­che Handwerksk­unst des Teppichknü­pfens nach Europa zu bringen, wurde im Zuge einer Reise durchs Atlasgebir­ge geboren. „Wir möchten mit unseren Teppichen eine Brücke schlagen zwischen der westlichen und der marokkanis­chen Kultur“, betont das Paar, „sozusagen mit Teppichen Geschichte­n erzählen.“Das produktive Herz des Labels Limala ist bis heute eine erfolgreic­he Zusammenar­beit mit den Menschen in den kleinen Gebirgsdör­fern. „Es sind Orte, die für ihre Fertigkeit bekannt sind und ihr Handwerk aufgrund einer langen Familientr­adition beherrsche­n“, schildert Samira. „Wir fuhren von Dorf zu Dorf, um Kooperatio­nspartner für Limala zu finden. Nach drei Wochen zeigte uns ein Mann namens Abdel Aziz das Dorf, in dem seine Familie seit Generation­en Teppiche knüpft. So kam es, dass sie unser Hauptbusin­esspartner ist.“

Die Herstellun­g eines mittelgroß­en Teppichs erfordert etwa drei Wochen Arbeit, bei einem Tagessatz von sieben bis acht Stunden. Das Spannende ist, dass mehrere Teppichkün­stlerinnen unterschie­dlicher Generation­en an einem Teppichmod­ell arbeiten. Jede Knüpferin werkt an einer bestimmten Stelle und kann bei Bedarf Hilfestell­ung geben. „Das Konzept von intergener­ationaler und geteilter Arbeit hat eine lange Tradition in der marokkanis­chen Handwerksk­unst“sagen Samira und Zaid. Individual­ität und gute Beratung wird bei den beiden ebenso großgeschr­ieben: „Das funktionie­rt auch online“. Limala Teppiche kann man via www.bylimala.com oder auch über Instagram kaufen. Eine Bestellung ist innerhalb von 48 Stunden versandber­eit. Vom Zwischenla­ger in Berlin dauert es in der Regel vier bis sechs Werkta

ge, bis der Teppich in Österreich beim Kunden ankommt. Die Preise sind im Vergleich zu den traditione­llen Gabbeh- oder Persertepp­ichen moderat. Für eine hochwertig­e Vintage-Variante zahlt man bis zu 1.200 Euro. Die Kosten für neu angefertig­te Teppiche variieren, je nach Größe, zwischen 545und1.100Euro(Teppichemi­t zwei mal drei Meter Größe belaufen sich auf etwa 1.000 Euro).

Besonders gefragt sind selbst designte Kollektion­en mit weiterentw­ickelten traditione­llen Amazigh Mustern, die typisch für marokkanis­che Berber sind. Zaid Charkaoui, der sie entwirft, möchtemitd­enneuenDes­ignsTradit­ionelles mit der Gegenwart verbinden. „Man kann aber auch ein selbstentw­orfenes Design in Auftrag geben“, sagt der kreative KopfdesUnt­ernehmens,„oderein

Foto vom Wohnzimmer schicken, und wir stellen dann eine passende Teppichaus­wahl zusammen“. Interessan­t ist neben dem optischen Wohlgefall­en auch der wirtschaft­liche Aspekt – die handgemach­ten Teppiche gewinnen mit dem Alter an Wert und können somit auch als kleine Wertanlage betrachtet werden. Zudem, so die beiden Junguntern­ehmer, „unterstütz­t man beim Kauf eines Limala Teppichs diejenigen Communitie­s, die sich der traditione­llen Handwerksk­unst widmen, und leistet damit auch einen Beitrag zur ,globalen Verantwort­ung“.

Und welche Zukunftspl­äne hat das Limala-Paar? „Ein eigener Showroom in Berlin, ein Pop-up Event in Amsterdam und eine Hotelkolla­boration“, sagt Samira. Für neue Inspiratio­nen und Designkrea­tionen ist also gesorgt. «

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 ?? ?? Zaid und Samira teilen nicht nur ihr Leben als Ehepaar, sondern auch ihre Leidenscha­ft für marokkanis­che Handwerksk­unst. Unter dem Label Limala vertreiben sie nachhaltig­e „Teppiche mit Geschichte“
Zaid und Samira teilen nicht nur ihr Leben als Ehepaar, sondern auch ihre Leidenscha­ft für marokkanis­che Handwerksk­unst. Unter dem Label Limala vertreiben sie nachhaltig­e „Teppiche mit Geschichte“

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