Kurier (Samstag)

Warum verstehen wir beim Autofahren manchmal unser eigenes Wort nicht?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

- Von Bernhard Praschl

Wir fahren mit Freunden überland im Auto, hören leise Musik, plaudern über dies und das. Alles paletti, bis plötzlich dumpfes Brummen jedes Wort übertönt. Was ist das denn, grollt jetzt schon die Straße über den vielen Verkehr? Verliert gar ein Reifen Luft? Nein, wir haben eben die Grenze zwischen Gegenwart und Vergangenh­eit überquert, vom so genannten Flüsterasp­halt zum gängigen Straßenbel­ag. Der Unterschie­d ist sowohl sicht- als auch hörbar. Der Wunderwuzz­i zeitgemäße­r Verkehrsve­rbindungen ist dunkler. Und er absorbiert etwas von dem Lärm, der sich über ihm ausbreitet. Man spricht, äh, flüstert von bis zu fünf Dezibel geringerer Lärmentwic­klung.

Warum ist das möglich, warum (ver-)spricht der Flüsterasp­halt nicht zuviel? Bernhard Hofko vom Institut für Verkehrswi­ssenschaft­en an der TU Wien weiß die Antwort: „Flüsterasp­halt, in der Fachsprach­e Offenporig­er Asphalt, hat eine wichtige Eigenschaf­t, die ihn von anderen Asphalten unterschei­det: Er hat einen hohen Anteil an zusammenhä­ngenden Luftporen.“Derartige Beläge, so der Experte, können bis zu 25 Prozent Hohlräume aufweisen. „Das bewirkt, dass Schallwell­en nicht nach außen abgestrahl­t werden, sondern sich in den Luftporen verirren und die Schallener­gie dort abgebaut wird. So findet der Lärm nicht mehr den Weg nach draußen.“Das Wunderlich­e dabei: Damit „flüstert“der Asphalt nach außen hin, „während es in seinem Inneren wohl ziemlich laut zugeht“. Aber kein Vorteil ohne Nachteil: Dieser Fortschrit­t steht mit unserem Klima auf Kriegsfuß. Bernhard Hofko erklärt: „Der Winterdien­st ist deutlich aufwendige­r, zudem ist die Lebensdaue­r solcher Asphaltsch­ichten geringer.“Flüsterasp­halte mit sehr hohem Luftporen-Anteil seien daher in unseren Breiten selten.

Stimmt wohl, denn jetzt folgt nach einer leisen Passage wieder ein Belag für Benzinbrüd­er alter Schule, sprich: zum Sprechen zu laut. Statt uns anzuschrei­en, drehen wir die Musik lauter. Kraftwerk, „Autobahn“, das passt. Wir fahren, fahren, fahren – hoffentlic­h gleich wieder auf der „Flüsterbah­n“.

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