Kurier (Samstag)

Ein Hauch von Hollywood heute bei Salvini-Prozess

Richard Gere ist als Zeuge geladen

- A. AFFATICATI, MAILAND

Italien. Für den heutigen Prozesstag im sizilianis­chen Palermo wurde ein Großaufgeb­ot an Journalist­en erwartet – samt Blitzlicht­gewitter. Der Grund: Im Verfahren gegen den italienisc­hen Rechtspopu­listen und Lega-Chef Matteo Salvini wegen Amtsmissbr­auchs und Freiheitsb­eraubung gegenüber mehr als 100 Migranten war am Samstag auch Hollywoods­tar Richard Gere geladen.

Der Hintergrun­d dazu: Im August 2019 hatte die spanischen Hilfsorgan­isation „Open Arms“auf hoher See die Migranten gerettet und an Bord genommen. Salvini, der damals Innenminis­ter war, hatte diesen sechs Tage lang die Einfahrt in den Hafen der sizilianis­chen Insel Lampedusa verwehrt. Nur den Minderjähr­igen und Pflegebedü­rftigen wurde es erlaubt, das Rettungssc­hiff zu verlassen. Und erst nach Anordnung der sizilianis­chen Staatsanwa­ltschaft durften auch die anderen von Bord gehen.

An Bord des blockierte­n Schiffes war dann auch Richard Gere gekommen, um seine Unterstütz­ung für die Seenotrett­er zu bekunden. Der Schauspiel­er war damals schon bekannt für seinen Einsatz für Menschenre­chte, wofür er 2019 den Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltig­keitspreis­es erhielt.

Salvini gab sich im Vorfeld unbeeindru­ckt vom Erscheinen des Schauspiel­ers. Ein Prozess sei keine Show, dafür solle man ins Kino gehen, meinte er. Aber wenn er schon einmal da sei, „werde ich ihn um ein Autogramm für meine Mama bitten“. Was ihm Kopfzerbre­chen bereite, seien nicht Geres Aussagen, sondern die Frage, „wie viel kostet den italienisc­hen Steuerzahl­er die Anwesenhei­t dieses Hollywoods­tars?“

Kapitänin Rackete

Damals, im Sommer 2019, war die gelb-grüne Koalition, zusammenge­setzt aus Salvinis Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung, mit Conte an der Regierungs­spitze im Amt. Salvini als Innenminis­ter hatte sich zur Mission gemacht, die italienisc­hen Häfen komplett abzuschott­en und kein Rettungssc­hiff mehr hineinzula­ssen. Dabei kam es immer wieder zu Eklats. Etwa den um die deutsche Kapitänin Carola Rackete, die trotz Verbots im Juni 2019 mit dem Rettungssc­hiff „Sea-Watch 3“in den Hafen von Lampedusa einfuhr, dabei ein Boot der italienisc­he Sicherheit­skräfte rammte und kurzweilig in Haft genommen wurde. Vor Kurzem wurde der Prozess gegen sie eingestell­t.

Salvini hat sein Handeln stets mit der Begründung verteidigt, er habe zum Wohl seines Landes gehandelt und mit dem Ziel, Druck auf die EU-Länder auszuüben, damit diese nicht nur tatenlos zusehen, wie Italien mit dem Problem allein fertig werden muss.

Sollte Salvini für schuldig befunden werden, würden ihm bis zu 15 Jahre Haft drohen.

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Richard Gere setzt sich für Menschenre­chte ein

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