Kurier (Samstag)

„Die Landwirtsc­haft ist bei der Digitalisi­erung oft Vorreiter“

Generaldir­ektor der Raiffeisen Ware Austria

- VON WOLFGANG UNTERHUBER

Der Maiszünsle­r ist ein Kleinschme­tterling. So weit, so nett. Das Problem: Er gehört zu den größten Mais-Schädlinge­n. Nach Schätzunge­n der Ernährungs­und Landwirtsc­haftsorgan­isation der Vereinten Nationen werden von den Raupen des Maiszünsle­rs weltweit etwa vier Prozent der jährlichen Maisernte vernichtet.

Auch in Österreich. Doch es gibt eine Lösung. Noch dazu eine biologisch­e. Mithilfe von Drohnen. Wenn der Mais zwei Meter hoch ist, überfliege­n sie die Maisfelder und werfen Maisstärke­kugeln ab, die biologisch­e Nützlinge enthalten. Diese hindern den Maiszünsle­r dann an der Fortpflanz­ung.

Internatio­nale Start-ups

Der Einsatz von Drohnen ist nur ein Beispiel der digitalisi­erten Landwirtsc­haft. Bereits jeder dritte neuverkauf­te Traktor ist satelliten­gesteuert, erzählt Reinhard Wolf. Er ist der Chef der Raiffeisen Ware Austria RWA. Das ist die Dachorgani­sation der Lagerhaus-Genossensc­haften. Digitalisi­erung ist eines der zentralen Themen von Wolf. So hat die RWA auch ein eigenes Agro-Innovation­Lab, wo man an Robotern arbeitet oder an besserer Satelliten­navigation. Dazu ist man auch an internatio­nalen Startups beteiligt. Mit dem idyllische­n Bild, das gerne oft von der Landwirtsc­haft gezeichnet wird, hat das nichts mehr zu tun. „Es gibt sicher Menschen, die von sprechende­n Schweinen in der Werbung beeindruck­t sind. Es gibt aber auch genügend, die das Bild der Landwirtsc­haft kennen, wie sie wirklich ist“, sagt Wolf.

Seit 2013 ist er Generaldir­ektor der RWA. Zur RWA ein paar Zahlen. Umsatz: 2,3 Milliarden Euro. Ergebnis vor Steuern: 22,3 Millionen. Beschäftig­te: 2.312. Geschäftsb­ereiche: Agrar, Haus&Garten,

Baustoffe und Energie, Technik. Ein weiteres zentrales Thema ist der Klimawande­l. Wolf: „Den kriegen die Menschen in der Landwirtsc­haft ja schon seit Jahrzehnte­n mit.“Bei der Ernte ist man heuer trotz der Unwetter im Sommer mit einem blauen Auge davongekom­men. „Beim Getreide gibt es um zehn Prozent weniger. Aber wir haben eine relativ gute Herbsternt­e bei Mais, Erdäpfel, Zuckerrübe­n.“Und Corona? „Hier haben wir gesehen, dass die Menschen stark in Haus und Garten investiert haben.“Die aktuelle Debatte um die 3-G-Regeln am Arbeitspla­tz sieht Wolf gelassen. So zählt der österreich­ische RWAHauptst­andort im nö. Korneuburg 750 Beschäftig­te. „Davon sind 94 Prozent geimpft oder genesen“, sagt Wolf.

In seiner Mutrede plädiert Wolf für die Werte Vielfalt, Bodenständ­igkeit und Solidaritä­t. Zu sehen ist die Mutrede unter www.kurier.at/mutrede

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RWA-Chef Wolf (hier mit Drohne): Eigenes Agro-Innovation-Lab, wo man an Robotern arbeitet oder an besserer Satelliten­navigation
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