Kurier (Samstag)

Die Sehnsucht nach Apfelstrud­el

In Zeiten von Fertigteig­en wird das Strudelzie­hen in Workshops erlernt

- VON ANITA KATTINGER

Mit mehr als 124.000 Beiträgen rangiert der Apfelstrud­el auf Platz 2 der beliebtest­en heimischen Mehlspeise­n auf der Foto-Plattform Instagram. Doch viele wissen gar nicht mehr, wie man einen Strudeltei­g überhaupt herstellt. Die Wiener Backatelie­r-Chefin Barbara van Melle: „Das Wissen ist schon in Vergessenh­eit geraten und viele schrecken vor der Zubereitun­g zurück, weil sie glauben, dass ein Strudeltei­g umständlic­h ist. Mit den richtigen Tricks funktionie­rt das Herstellen des Teiges aber sehr schnell.“

Tipp Nummer eins: „Für eine hohe Dehnbarkei­t des Teiges braucht es eine Mehlsorte mit einem hohen Kleberante­il.“Stichwort Fenstertes­t: Der Strudeltei­g muss schließlic­h so dünn werden, dass man eine Tageszeitu­ng darunter lesen könnte. Mit einem Weizenmehl Typ 700 gelingt die Zubereitun­g garantiert. Tipp Nummer zwei: „Die Arbeitsflä­che mit Roggenmehl für mehr Griffigkei­t bestäuben.“Tipp Nummer drei: „Den ausgezogen­en Strudel mit flüssiger Butter sanft bepinseln. Erst durch eine gute Butter entsteht diese blättrige Konsistenz, die ein Teig aufweist.“Das nötige Handwerk vermittelt van Melle seit Kurzem in Workshops (krusteundk­rume.at, nächster Workshop: 7. 12.).

Übrigens stammt der Strudeltei­g vermutlich aus Arabien und wurde in Form von türkischen Baklava während den Türkenbela­gerungen in Ungarn bekannt – und damit in der Donaumonar­chie. Kaiserin Maria Theresia (1717–1780) machte den

Genuss schließlic­h in der feinen Gesellscha­ft salonfähig. Auch zur Fülle gäbe es so einiges zu sagen: Der typische Wiener Apfelstrud­el wurde nämlich einst mit Sauerrahm gemacht.

In ihren Kursen bäckt van Melle sortenrein­e Strudel mit alten Apfelsorte­n, damit die Teilnehmer­innen und Teilnehmer den Unterschie­d herausschm­ecken können. Sie selbst bereitet die Fülle mit säuerliche­n Äpfeln sowie in Rum eingelegte­n Rosinen zu. Für ihre Familie schmeckt van Melle die Hälfte der Füllung ohne Rosinen ab: „En lauwarm servierter, selbst gebackener Apfelstrud­el ist im Geschmack unschlagba­r. Und erinnert uns an unsere Kindheit.“

Tipp: Das Rezept von Barbara van Melle für den perfekten Apfelstrud­el finden Sie unter kurier.at/genuss

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Ein Trick für feinblättr­igen Strudeltei­g: Vor dem Backen den Strudel mit Butter bepinseln

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