Kurier (Samstag)

„Ich hätte auch Donald Trump falsche Papiere besorgt“

Prozess I. 30-Jähriger hätte Wien-Attentäter mit Ausweis für Ausreise helfen sollen

- VON PETRA STACHER

„Ich schwöre bei Gott“war am Freitag im Linzer Landesgeri­cht des Öfteren zu hören. Ein 30-jähriger Kosovare saß dort wegen des Vorwurfs der Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g und kriminelle­r Organisati­on sowie wegen Fälschung besonders geschützte­r Urkunden auf der Anklageban­k.

Konkret warf ihm die Staatsanwa­ltschaft vor, von Mai bis Oktober 2020 für den späteren Wien-Attentäter Kujtim F. versucht zu haben, gefälschte Ausweise zu besorgen, um ihm die Ausreise nach Syrien zu ermögliche­n. Damit hätte der Angeklagte die Terrororga­nisation Islamische­r Staat (IS) unterstütz­t. „Ich habe diesen Menschen nie gesehen“, so der Kosovare.

Kein IS-Sympathisa­nt

„Wir sind nicht hier wegen dieses Attentats, wir wären aber auch nicht hier ohne dieses Attentat‚“sagte die Staatsanwä­ltin. Auf die Spur des 30-Jährigen sei man durch europaweit­e Ermittlung­en nach der Terrornach­t gekommen. Denn der Angeklagte

hätte gefälschte Dokumente in Italien bestellt. Darunter jene des Attentäter­s.

Das gibt der 30-Jährige auch zu, wie sein Verteidige­r ausführt. IS-Sympathisa­nt sei er aber nicht, „sonst müsste hier auch der Typ sitzen, der Kujtim F. Würstel verkauft hat. Der hat dem Attentäter ja Nahrung gegeben“.

Zu dem Kontakt zu Kujtim F. sei der Angeklagte über seinen Bruder gekommen, der mit einem Bekannten von F. im Gefängnis saß. Zwischen dem Angeklagte­n und Kujtim F. sei es zum Schriftver­kehr gekommen, weil ihm F. 1.400 Euro für den Ausweis überwiesen hatte, der aber nicht kam. Sein Lieferant in Italien sei nicht mehr erreichbar gewesen, so der 30-Jährige, der dort des Öfteren für seine Verwandten und sich Papiere bestellt hätte.

Weshalb man diesen Dienst plötzlich auch einem Unbekannte­n anbiete, wollte die Richterin wissen. „Wenn sich Donald Trump gemeldet hätte, hätte ich ihm auch welche bestellt. Ich brauchte das Geld“, sagte der zweifache Familienva­ter. Dass es sich um den Attentäter handelte, hätte er durch die Berichters­tattung erfahren.

Das Schöffenge­richt sah es nicht als erwiesen an, dass der Angeklagte von der Radikalisi­erung oder den Plänen des Kujtim F. gewusst habe. Damit wurde der Mann in den ersten beiden Punkten freigespro­chen. Fünf Monate unbedingte Haft bekam er wegen Urkundenfä­lschung.

Urteil nicht rechtskräf­tig.

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Der 30-jährige Kosovare wird enthaftet, weil er bereits ausreichen­d lange in U-Haft war

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