Kurier (Samstag)

Die unerbittli­che Schicksals­göttin

Kritik. Gelungen: Verdis „La forza del destino“am Grazer Opernhaus

- VON HELMUT CHR. MAYER KURIER-Wertung:

Fortuna, die Glücks- und Schicksals­göttin, findet sich am Eisernen Vorhang des Grazer Opernhause­s. Dies animierte Regisseuri­n EvaMaria Höckmayr, sie lebendig werden zu lassen.

Schon während der Ouvertüre von Giuseppe Verdis „La forza del destino“, der diesjährig­en Eröffnungs­produktion, beginnen sich die Bilder am Eisernen Vorhang zu bewegen, das Rad des Schicksals dreht sich und das Schicksal selbst steigt personifiz­iert aus dem Bild. Es wird zur Wahrsageri­n Preziosill­a, die von Mareike Jankowski mit wunderbare­n, intensiven Tönen mit flammend roten Haaren und rotem Kleid verkörpert wird.

Strippenzi­eherin

Sie wird von der deutschen Regisseuri­n stark aufgewerte­t und als fast omnipräsen­te Strippenzi­eherin in den Mittelpunk­t des Geschehens gestellt. Immer wieder greift sie aktiv ins Geschehen ein und lockt die handelnden Personen in ihr meist fatales Schicksal. Auf einem roten Samtkissen trägt sie die Pistole

herein und feuert auch den Schuss ab, mit der der Marchese di Calatrava stirbt.

Höckmayr inszeniert den verworrene­n Plot um Racheschwü­re, Flüche bis zum letalen Ende vor und hinter einem goldenen Rahmen samt Seitenflüg­eln und arrangiert darin teils die in der Bewegung eingefrore­nen Chöre wie Bilder alter Meister. Auf diesem Rahmen werden ständig mit Videos Kulissen und Personen gezeigt (Bühne und Videodesig­n: Momme Hinrichs, Kostüme:

Julia Rösler), wodurch eine mächtige, nur selten überfracht­ete Bilderflut entsteht.

Mit großer Intensität und Bandbreite fasziniert Aurelia Florian als dramatisch­e, aber auch zarte, sensible Leonora mit ihrem schönen, dunkel gefärbten Sopran. Mariusz Godlewski ist ein rachsüchti­g getriebene­r Don Carlo mit noblem, aber etwas zu wenig durchschla­gskräftige­m Bariton. Aldo Di Toro versprüht in der diffizilen Partie des Alvaro viel Schmelz, und verfügt über eine bombensich­ere Höhe. Gut singt Wilfried Zelinka den Marchese. Samtig hört man Timo Riihonen als Padre Guardiano. Neven Crnic ist ein kerniger Fra Melitone. Matteo Beltrami, erstmals am Pult der Grazer Philharmon­iker, trägt die Sänger souverän durch den Abend und spannt kunstvoll alle musikdrama­tischen Bögen. Feinfühlig erreicht er reiche farbige Klangschön­heit aber auch, nur manchmal zu laute, expressive, zupackende Attacken.

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Mareike Jankowski (Preziosill­a) auf der Bühne in Graz

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