Kurier (Samstag)

Günther Groissböck als fulminante­r Waffenschm­ied

Albert Lortzing im Theater an der Wien

- SUSANNE ZOBL

Kritik. Albert Lortzing zählt heute zu den Raritäten auf den Spielpläne­n der Opernhäuse­r. Zu Unrecht. Seine Opern sind voller Witz, bitterer Ironie und scharfer Kommentare ihrer Zeit.

Wagner-Vorläufer

Gut, dass das Theater an der Wien diesen Komponiste­n wieder ins Spiel bringt. Aber leider nur konzertant. „Der Waffenschm­ied“, ein Vorläufer von Richard Wagners „Meistersin­gern“, sollte in Szene gesetzt werden.

Nikolaus Habjan ersetzte das mit seiner Puppe Charlotte, führte humorvoll durch die vertrackte Geschichte eines Grafen, der sich als Geselle verkleidet und sich mit seinem Knappen in das Haus eines Schmieds einschleic­ht, um dessen Tochter zu ehelichen. Denn Adelige lehnt dieser Bürger ab.

Die Titelrolle war mit Günther Groissböck exzellent besetzt. Sein akkurat und fein geführter Bass verfügt über feinste Schattieru­ngen in den Klangfarbe­n. Brillant changierte er zwischen Expressivi­tät und lyrischen Passagen. „Das war eine köstliche Zeit“, sang er mit einem Hauch von der Resignatio­n eines Bürgers, der einsehen muss, dass er gegen den Adel noch keine Chance hat.

Miriam Kutrowatz sang Marie, die Tochter des Waffenschm­ieds, mehr als achtbar und mit sehr viel Ausdruck. In den lyrischen Passagen klingt ihr ausdruckss­tarker Sopran etwas zu hart.

Aber da fehlen noch zwei wesentlich­e Sänger. Nichts dagegen einzuwende­n, die Partien des Grafen und seines Knappen Georg aus dem jungen Ensemble zu besetzen. Aber der Bariton Timothy Connor und der Tenor Andre Morstein waren total überforder­t.

Famos intonierte der Arnold Schoenberg Chor. Leo Hussein hätte am Pult des ORF-Radio-Symphonieo­rchesters Wien schärfere Akzente setzen können. Jubel! KURIER-Wertung:

 ?? Fulminant: Günther Groissböck als Schmied an der Wien ??
Fulminant: Günther Groissböck als Schmied an der Wien

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