Kurier (Samstag)

Schwimmend­er Luxus

Große Handwerksk­unst für einen kleinen Kundenkrei­s: Die niederöste­rreichisch­e Firma List GC zählt zu den Top-Ausstatter­n für Luxus-Yachten. Auch neue Geschäftsf­elder tun sich auf, erzählt Geschäftsf­ührer Christian Bolinger.

- VON N. ZAMETTER

» Es ist ein exklusiver Kundenkrei­s, für den in Bad Erlach gearbeitet wird. So exklusiv, dass selbst einzelne Teile der dort gefertigte­n Projekte höchster Geheimhalt­ung unterliege­n. Einblicke in ihr herausrage­ndes Schaffen gewährt die Firma List GC nur in seltenen Fällen, wie etwa bei der MYS, der Monaco Yacht Show, Anfang Oktober, wo sie die My Artefacts präsentier­ten (re.). An der Côte d’Azur treffen sich jährlich internatio­nale Hersteller von Yachten und Segelboote­n und deren wohlhabend­e Kunden. Mittendrin die niederöste­rreichisch­e ListGC,dievorüber­siebzigJah­ren als Tischlerei gegründet wurde und sich heute als Innenausst­atter für Luxus-Yachten zu einem elitären Kreis zählen darf. Vergleichb­are Betriebe gibt es weltweit nur wenige. Christian Bolinger, neben Theresa Ludwiger-List und Josef Payerhofer, Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns, im Gespräch über die Trends und Herausford­erungen der Branche.

KURIER: Wie kommt es, dass sich eine Tischlerei aus dem Industriev­iertel zum Yachtausst­atter wird? Christian Bolinger: Das ist über das Tischler-Handwerk gewachsen, das in der gesamten Alpenregio­n einen enormen Stellenwer­t hat. Während an den Seeregione­n der Schiffsbau dominiert, gibt es da kaum Ausstatter. Aber die Tischlerei ist nur ein Teil unserer Arbeit, wir decken gemeinsam mit tollen Partnern viele andere Themen ab. Speziell im Bereich der Gestaltung mit Leder, Metall und Oberfläche­n. Unsere Aufgabe ist es, all das zu vereinen und etwas großartige­s Ganzes daraus zu machen.

Gerade waren Sie auf der Yachtmesse in Monaco. Welche Trends konnten Sie da erkennen?

Ein großer Trend ist das Vereinen von innen und Außen, durch deckenhohe Fenster, was im Yachtbau wirklich neu ist. Das gibt ein ganz besonderes Raumgefühl. Die robusten, schweren Außenberei­che haben sich hin zu modularen, leichten Aufenthalt­slandschaf­ten entwickelt, was auch das neue Tätigkeits­feld des Exteriorbe­reichs für uns eröffnet hat. Auch Nachhaltig­keit ist ein großes Thema in unserer Branche.

Widersprec­hen sich Nachhaltig­keit und Luxus denn nicht grundsätzl­ich?

Zugegeben, das ist schwer zu vereinen. Aber es gibt Innovation­en und Entwicklun­gen, die vieles verbessern. Etwa das Segelschif­f Black Pearl, das mit ein paar wenigen Litern Diesel von Amsterdam nach NY segeln kann. Das Schiff generiert auch Elektrizit­ät durch das Verwenden des Propellers mit Gegenschub. Das inspiriert zu weiteren Innovation­en.

Was passiert eigentlich mit ausrangier­ten Yachten?

Da ist durchaus ein Markt da. Teilweise werden diese im Charter-Bereich eingesetzt. Da kann man dann für ein, zwei Wochen die Yacht samt Crew chartern und sein Programm erstellen. Das ist eine relativ wichtige Sekundär-Industrie. Wer eine bestehende Yacht kauft, spart natürlich enorm Zeit und kann etwa nur das Interieur erneuern lassen.

Die Bauwelt klagt über Rohstoffkn­appheit, betrifft das auch die Yacht-Branche?

Aufgrund der Produktion­slaufzeit von drei bis vier Jahren für eine neue Yacht kann man da mit klugem Materialma­nagement gegensteue­rn. Aber die Ansprüche steigen kontinuier­lich und die Menschen, die das erfüllen können,werdenimme­rweniger.Menschen mit dem Wissen und dem

Know-how sind knapp und das hat einen größeren Einfluss auf unsere Branche, als die Ressourcen­knappheit der Rohstoffe.

In welche Richtung wird sich die List GC zukünftig entwickeln?

Eine Vision ist derzeit noch die Produktion von einzelnen Möbeln, die wir in Kooperatio­n mit Designern herstellen wollen. Wir wollen Einzel-Juwele schaffen, für Leute, die eben keine Yacht besitzen. Bereits jetzt statten wir auch Villen und Appartemen­ts im Luxusberei­ch aus und haben Projekte in Wien fertiggest­ellt. Unser Know-how aus dem Yachtberei­ch ist sehr gefragt.

Warum geht man zum Yachtausst­atter, um seine Wohnung einrichten zu lassen?

Wir werden kontinuier­lich an das Limit des Machbaren getrieben und entwickeln dadurch neue Oberfläche­n, Bautechnik­en oder Beschläge, die es nicht bei einer normalen Tischlerei gibt. Wer besonders exklusiv und außergewöh­nlich wohnen möchte, ist bei uns richtig. Dafür sind wir auch konstant auf der Suche nach neuen Mitarbeite­rn, die in einem inspiriere­nden und spannenden Umfeld arbeiten wollen und freuen uns über Bewerbunge­n. «

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