CHAOS deluxe
Polly Adler
Am Sonntag ist in Pollença immer Markt und dann versammeln sich die „Ex-Pats“vor dem Café Espanol und besprechen vom Wer-mit-wem-Inselgossip bis zum nicht zu unterschätzenden Intelligenzgrad von wilden Eseln alles. Die in diesem Teil von Mallorca angesiedelten „Ex-Pats“, so die englische Kurzform für „Auswärtige“, sind vor allem Briten und formieren eine exzentrische Truppe. Darunter finden sich reife Ex-Groupies, die schon ein paar Millionäre unter die Erde gebracht haben, Aristos, die freiwillig die Rolle des schwarzen Schafs ihrer Dynastie übernommen haben, Trash-Schriftsteller und natürlich auch Psychiater. Wenn man sonntags lange genug vor dem „Espanol“sitzt, kann man jede Menge Stories einsammeln. Ein Repräsentant letzter Branche erzählte mir, dass er in seinem früheren Leben der Begleitarzt der berühmtesten Band der Welt gewesen ist, und vor jeder Tournee zwischen den im Dauerzoff befindlichen Alphatieren der Truppe tagelang Mediation betreiben musste. Die beiden Herren war so zerstritten, dass sie sogar separate Privatjets bestiegen, weil sie den Anblick des anderen nicht ertragen konnten. „Und, wie haben Sie es wieder hingekriegt?“– „Ich habe sie in ein Zimmer gesperrt, wo sie sich einmal zwei Stunden anschweigen mussten. Aufgabe zwei: Sie mussten sich eine halbe Stunde lang erzählen, was sie aneinander eigentlich gemocht haben.“Die Methode hatte so gut funktioniert, dass der Psychiater jetzt hier auf der Insel ein sorgenfreies Aussteiger-Leben genießen konnte. Eigentlich ein simpler Trick. Denn viel zu oft haben wir bei Freunden, Ex-Partnern, Kollegen vergessen, weswegen sie einst unser Herz erwärmen konnten, und verbeißen uns mit der Intensität von Pitbullterriern in jene Eigenschaften, die wir verachten oder uns nerven. Das Konzept sollte sofort als die „Espanol-Methode“dringend in die Therapie für eigentlich eh alles übernommen werden.
Pollys „Nymphen in Not“am 24. 10. um 11 Uhr im Rabenhof: Mit Maria Happel und Sona MacDonald