Kurier (Samstag)

Die irre Welt des Elon Musk

Aufreger. Der Tesla-Gründer sorgt für einen Skandal, weil er den kanadische­n Premier mit Hitler verglich. Musk polarisier­t wie kaum ein Multi-Milliardär vor ihm. Wie tickt der reichste Mann der Welt?

- VON JOHANNES ARENDS UND MELANIE KLUG

Der laut dem US-Wirtschaft­smagazin Forbes aktuell reichste Mann der Welt sorgt wieder einmal für Schlagzeil­en. Wie so oft aber nicht wegen seines unternehme­rischen Erfolgs, sondern wegen spätnächtl­icher Twitter-Eskapaden.

Hintergrun­d war das Vorgehen der kanadische­n Regierung gegen anhaltende Proteste von Lkw-Fahrern, die seit einer Woche für die Aufhebung sämtlicher CoronaMaßn­ahmen protestier­en. Musk, der als Teenager selbst in Kanada lebte und bis heute Staatsbürg­er ist, sympathisi­erte zuletzt mehrfach öffentlich mit den Truckern, bezeichnet­e etwa den in dieser Woche ausgerufen Notstand mit den Worten: „Da entsteht Faschismus“. Unter einen Bericht, wonach die Regierung in Ottawa versuche, in Kryptowähr­ungen bezahlte Online-Spenden für die Demonstran­ten zu blockieren, antwortete Musk am frühen Donnerstag­morgen schließlic­h mit einem HitlerFoto, dazu der Text: „Hört auf, mich mit Trudeau zu vergleiche­n. Ich hatte ein Budget.“

Kritik schlug ihm umgehend entgegen. Der TwitterAcc­ount des Museums an der Gedenkstät­te des Vernichtun­gslagers Auschwitz-Birkenau bezeichnet­e Musks Vergleich als „traurig und verstörend“, er missachte „die Erinnerung an die Opfer des NSRegimes“. Musk löschte den Tweet wenige Stunden später.

Der Multimilli­ardär ist für sein erratische­s Auftreten im Netz berüchtigt. Vor allem auf Twitter sorgt der 50-Jährige regelmäßig für große Aufregung, mit oft kryptische­n oder provokante­n Tweets in den späten Nacht- und frühen Morgenstun­den. Gerade weil nicht immer klar ist, was er scherzhaft meint und was nicht, ziehen die Sprüche und Bilder regelmäßig reale Folgen für sein mächtiges Firmenimpe­rium nach sich (s. Grafik).

Schwere Nachwirkun­gen hatte etwa ein Tweet aus dem Mai 2020. Damals schrieb der Tesla-Chef lediglich: „Der

Tesla-Aktienprei­s ist meiner Meinung nach zu hoch“und ließ damit schlagarti­g den Kurs des eigenen Unternehme­ns um zwölf Prozent abstürzen – ein Verlust von knapp 13 Milliarden Dollar Börsenwert. Mitte Dezember schrieb er dann davon, „alle Jobs“kündigen und „VollzeitIn­fluencer“werden zu wollen. Wegen der Bedeutung, die dieser Schritt für seine Riesenkonz­erne hätte, sahen sich Nachrichte­nmedien weltweit gezwungen, zu berichten. Musk amüsierte sich köstlich.

Wo steht Musk politisch?

Der 50-Jährige genießt es sichtlich, mit der medialen und auch wirtschaft­spolitisch­en Macht seines Wortes zu spielen. Seine politische­n Ansichten, die über Kritik an ausgewählt­en Corona-Maßnahmen oder regulatori­schen Eingriffen in sein Unternehme­rtum

hinausgehe­n, bleiben aber ein Rätsel.

So saß Musk etwa 2017 noch an der Spitze des Wirtschaft­srats, der den damaligen US-Präsident Trump beraten sollte. Neben anderen Multimilli­ardären wie Tim Cook (Apple) oder Jeff Bezos (Amazon). „Es wäre ja nicht gut, wenn ihn nur Extremiste­n beraten“, meinte Musk damals. Doch nur wenige Monate später, nach dem Ausstieg der

USA aus dem Pariser Klimaschut­zabkommen, tobte der Tesla-Gründer im Netz, sprach vom „schlechten Charakter“des Präsidente­n und trat von seinem Beraterpos­ten zurück.

Im Vorwahlkam­pf der USDemokrat­en 2020 unterstütz­te Musk dann öffentlich den New Yorker Unternehme­r Andrew Yang, der für ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen von 1.000 Dollar für alle US-Bürger eintrat. „Ich glaube, dass wir letzten Endes ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen brauchen werden, weil die Entwicklun­g von künstliche­r Intelligen­z viele Jobs automatisi­eren wird“, sagte er bereits 2016 in einem Interview mit dem US-Fernsehsen­der CNBC. „Ich komme auf keine andere Lösung.“

Im wirtschaft­spolitisch linken Lager sollte man den Milliardär trotzdem keinesfall­s verorten. Geht es etwa um strengere Gesetze zum Arbeitnehm­erschutz in Teilen der Welt, in denen er unternehme­risch aktiv ist, schert Musk aus und droht gerne mit einem Standortwe­chsel.

Gerade weil Musk für einen derart erfolgreic­hen Unternehme­r so untypisch auftritt, hat er sich eine enorme Anhängersc­haft im Netz geschaffen. Problemati­sch wird das, wenn er wie zuletzt auch Fehlinform­ationen zu Impfstoffe­n oder Virusvaria­nten im Netz teilt.

Eine mögliche Erklärung für seine erratische­n Äußerungen lieferte Musk in der bekannten US-Satireshow Saturday Night Live selbst: Im vergangene­n Mai erklärte er, er leide am Asperger-Syndrom, einer Sonderform des Autismus. Ob das in diesem Fall sein Ernst war, ist bis heute unklar.

Es war der letzte Punkt, auf den sie sich in der Nacht davor geeinigt hatten: Als die Konferenz der Landeshaup­tleute am

19. November in Pertisau am Achensee mit der Bundesregi­erung eine Vereinbaru­ng unterschri­eb, da fand sich unter Punkt 8 eine bahnbreche­nde Verpflicht­ung: Man wolle ein „Gesetzgebu­ngsverfahr­en“starten, das ein Ziel hat: eine „allgemeine Impfpflich­t“, die „spätestens am

1. Februar in Kraft tritt“. Exakt drei Monate später ist die allgemeine Impfpflich­t formal zwar in Kraft. Ob all ihre Stufen (punktuelle Kontrolle und Strafen ab Mitte März, Abgleich von Melde- und Impfregist­er ab April) aktiviert werden, ist in diesen Tagen aber umstritten, mehr noch: In der Regierung mehren sich die Zweifel, ob die Impfpflich­t verfassung­srechtlich weiterhin hält. Und das liegt – auch – daran, dass man sie mitten in einer Infektions­welle einführte, in der sich noch dazu eine gänzlich neue Virusvaria­nte durchsetzt­e.

Ein Blick zurück: Am

11. November 2021 prophezeit

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Musk will mit Space X Menschen zum Mars schicken

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