Experten-Kritik an den Massentests in Wien
Nutzen laut Epidemiologen Gartlehner zweifelhaft. Er plädiert für Screenings lediglich bei Risikogruppen
Nirgendwo sonst wird so viel getestet wie in Wien. Vehement wehrt sich die Stadt (unterstützt durch die Wirtschaftskammer) nun gegen das geplante Aus des GratisCorona-Screenings. Deshalb hat sie, wie berichtet, Zahlen präsentiert, die den enormen Nutzen des breiten Wiener Testprogramms belegen sollen.
Kam Wien durch die ? vielen Tests besser durch die Krise?
Laut Stadt konnten in Wien durch die breite Teststrategie im vierten Quartal 2021 bis zu 60.000 Infektionsfälle verhindert werden. Macht eine Kostenersparnis von bis zu 42 Millionen Euro. „Wenn es sich hier bloß um eine Hochrechnung handelt, kann man die Zahlen vergessen“, ist Epidemiologe Gerald Gartlehner skeptisch. Dass Wien im Herbst besser als andere Bundesländer da stand, habe vielmehr mit den strengeren Maßnahmen zu tun gehabt. Er sieht wenig Sinn im großflächigen, konzeptlosen Testen von Symptomlosen. Sehr wohl etwas bringen würde die diagnostische Abklärung von Verdachtsfällen und das Screening bei Risikopatienten. Diese Tests sollten laut Gartlehner auch kostenlos bleiben.
Warum kostet der Wiener ? „Alles gurgelt“-Test nur 6 Euro, während andere PCR-Tests bis zu 25 Euro kosten?
Das habe mehrere Gründe, heißt es beim Laborbetreiber Lifebrain: Der niedrige Preis sei einerseits durch das hohe Testvolumen in Wien (täglich bis zu 400.000) möglich, andererseits durch das kostensparende Pooling-Verfahren, bei dem zehn Proben gleichzeitig analysiert werden. Als Teil einer internationalen Gruppe habe man es auch leichter, kostengünstig das Material einzukaufen.
Wenn der Bund das ?
Aus für Gratistests beschließt, warum übernimmt dann nicht Wien die Kosten dafür?
„Für das gesamte PandemieManagement ist das Gesundheitsministerium zuständig, Wien hätte gar nicht die Kompetenz, die Kosten zu übernehmen“, sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Dies bestätigt man auf Anfrage im Gesundheitsministerium. Bei „Alles gurgelt“handle es sich um Screening-Programm, für dessen Finanzierung der Bund zuständig sei.
Wie dramatisch ist aktuell ? die Lage in den Wiener Spitälern tatsächlich?
Aktuell liegen in Wien rund 545 Personen mit Corona auf einer Normalstation. Das ist deutlich mehr als am Höhepunkt der Delta-Welle. Die Zahl der Intensivpatienten (67) ist derzeit aber deutlich niedriger. Seitens der Stadt weist man aber darauf hin, dass viele Mitarbeiter selbst infektionsbedingt ausgefallen sind, wodurch die Lage angespannt sei. Eine Einschätzung, die Gartlehner teilt. Zu befürchten sei, dass es durch die weitere Ausbreitung der Virus-Variante BA.2 wie in anderen Ländern zu Engpässen kommen könnte.
Sind die
?
Die Stadt bleibt vorerst bei 2-G in der Gastronomie und einer Maskenpflicht im gesamten Handel. Für Gartlehner sei dies angesichts der aktuellen Lage „absolut sinnvoll“. Allein mit FFP2-Masken in Innenräumen ließe sich das Infektionsrisiko um 80 Prozent reduzieren.
strengen Maßnahmen in Wien gerechtfertigt?