Kurier (Samstag)

IOC-Präsident Bach erbost: „Wie kann man so gefühlskal­t sein?“Kamila Walijewa.

Das Umfeld der gescheiter­ten Athletin sorgte für Diskussion­en

- VON FLORIAN PLAVEC

EISKUNSTLA­UF

„Warum hast du alles so aus den Händen gegeben? Warum hast du aufgehört zu kämpfen? Erklär ’mir das!“

Eiskalt war die Reaktion von Eteri Tutberidse, der Trainerin von Kamila Walijewa. Die 15-jährige Eiskunstlä­uferin war in der Kür am Donnerstag am enormen Druck zerbrochen, der auf ihr gelastet hatte – nach dem tagelangen Wirbel um ihre positive Dopingprob­e. Den Bewerb beendete die Favoritin auf Gold als Vierte. Nach dem missglückt­en Auftritt kämpfte Walijewa mit den Tränen, doch Trost kam von ihren Betreuern keiner.

Heftige Kritik

Die Reaktionen aus ihrem Umfeld empörten auch IOCPräside­nt Thomas Bach. Selten

lässt sich der Deutsche zu kritischen Sagern hinreißen, diesmal war er jedoch aufgebrach­t: „Als ich gesehen habe, wie sie von ihrem Umfeld empfangen wurde, mit etwas, was mir wie eine enorme Kälte vorkam – mir lief es kalt über den Rücken“, sagte der 68-Jährige am Freitag. Bach sei „sehr enttäuscht und verstört“gewesen, als er den Bewerb im Fernsehen verfolgt habe und sprach von einer „herablasse­nden Geste. Wie kann man nur so gefühlskal­t sein gegenüber den eigenen Sportlern? Alles das vermittelt bei mir kein besonderes Vertrauen in dieses Umfeld von Kamila – weder in Bezug auf die Situation, die sich in der Vergangenh­eit abgespielt hat, noch die Zukunft.“

Die Causa rund um den Teenager ist längst zur Staatsaffä­re geworden. So schaltete sich auch Russlands VizeMinist­erpräsiden­t Dimitri Tschernisc­henko ein, der die Aussagen von Thomas Bach zurückwies und mit heftiger Kritik reagierte. „Wir sind zutiefst enttäuscht darüber, einen IOC-Präsidente­n zu erleben, der sein eigenes fiktives Narrativ zu den Gefühlen unserer Athleten spinnt und diese dann öffentlich als Stimme des IOC präsentier­t. Die Worte von Bach sind unangemess­en und falsch.“

Tschernisc­henko war übrigens Chef des Organisati­onskomitee­s für Olympia 2014 in Sotschi. Es waren jene Spiele, an denen gedopte russische Sportler teilnehmen konnten, weil sie durch ein staatliche­s Manipulati­onssystem gedeckt waren.

Schwacher Auftritt

All diese Probleme gingen an Miriam Ziegler und Severin Kiefer vorbei. Dennoch lief es für die Österreich­er in Peking nicht wie erhofft. Das Ergebnis von 51,96 Punkten im Kurzprogra­mm reichte nur für den 18. und letzten Platz und nicht für die Teilnahme an der Kür. „Ich vermute, dass uns die Wettkampfp­raxis gefehlt hat“, sagte Ziegler. „Es war erst unser dritter Wettkampf in diesem Jahr.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria