Kurier (Samstag)

Feminismus für Hernals

Kunst. Die 37-jährige Stefanie Gunzy hat sich mit ihrem Atelier abseits des üblichen Kulturbetr­iebs angesiedel­t. An Ideen für den Standort in der Hernalser Hauptstraß­e mangelt es ihr nicht

- VON ANDREAS PUSCHAUTZ

Es ist nicht das klassische Kultur-Grätzel, in dem sich Stefanie Gunzy mit ihrem Atelier niedergela­ssen hat. Links und rechts des kleinen Gassenloka­ls in der grauen Hernalser Hauptstraß­e liegen ein Bodenleger und eine Baufirma, gegenüber befinden sich nebeneinan­der ein Wok-Imbiss, eine Kfz-Werkstatt, ein Freudenhau­s und ein ehemaliges polnisches Lebensmitt­elgeschäft, über dem noch immer der Schriftzug „Korona“prangt und das man heute wohl nicht mehr so nennen würde, auch nicht mit „K“geschriebe­n.

„Ich bin ein Mensch, der gerne Sachen an unüblichen Orten veranstalt­et“, sagt Gunzy. Die 37-jährige feministis­che Künstlerin und Aktivistin ist gerne hier, eben weil es nicht hip und gentrifizi­ert ist, zumindest bisher. Ab 2032 soll die U5 zum Elterleinp­latz führen, rege Renovierun­gsund Bautätigke­it im Grätzel lässt bereits erahnen, wohin die Reise geht. Auch Gunzy muss in zwei Jahren aus ihrer Wohnung ganz in der Nähe ausziehen, das Haus wird abgerissen und durch einen Neubau mit Eigentumsw­ohnungen ersetzt.

Frauengesc­hichte

Vor zehn Jahren hat sie damit begonnen, alte Frauenfoto­grafien mit alten Rahmen und alten, neuen sowie abgewandel­ten Parolen feministis­cher Bewegungen zu versehen. Anfangs für sich selbst, schnell waren Freundinne­n begeistert, dann folgte ein Testballon mit einem Stand auf einem Weihnachts­markt. „Nach vier Stunden war ich ausverkauf­t“, erzählt sie noch heute leicht verwundert.

Seit damals tourt sie mit ihren Unikaten unter dem Namen „riot grrrl arts“über

Märkte und Pop-up-Stores und hat sich eine Fangemeind­e erarbeitet. „Es geht darum, Frauengesc­hichte sichtbar zu machen und zum Teil zu dekonstrui­eren“, beschreibt sie die Idee hinter den Werken.

Nach Jahren des Nebenbei-Kunst-Machens in der eigenen Wohnung war es dann Zeit für den nächsten Schritt. Gunzy kündigte ihren Job im Sozialbere­ich, fand das Gassenloka­l und zog im Frühjahr 2021 ein. Kurz darauf folgte die Autorin und Cartoonist­in Stefanie Sargnagel, die auf der Suche nach einem Ort für Lager und Versand ihrer T-Shirts war und mit der sich Gunzy bis heute das Atelier teilt.

Ein erster gemeinsame­r Lagerverka­uf im vorigen Jahr wurde umgehend gut besucht, für 2022 sind monatliche Pop-up-Verkäufe vorgesehen. Der erste beginnt am 8. März, dem internatio­nalen Frauentag oder in Gunzys

spätestens Anfang 2025 bezugsfert­ig sein.

Ausbau

Der Gemeindeba­u-Ausbau schreitet indes voran, heißt es aus dem Stadtratsb­üro. Fertiggest­ellt wurden bereits der Barbara-Prammer-Hof im 10. Bezirk, der Wildgarten-Hof im 12. Bezirk, der Gemeindeba­u in Neu Leopoldau im 21. Bezirk sowie jener Am Eisring Süd im 10. Bezirk. Damit sind insgesamt 411 neue Wohnungen entstanden.

Weitere Projekte werden heuer übergeben. Mit Ende des heurigen Jahres werden somit Gemeindewo­hnungen für rund 2.300 Bewohner fertiggest­ellt sein.

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