Kurier (Samstag)

Österreich­s einziger Popstar

Geburtstag. Heute, Samstag, wäre Hans Hölzel alias Falco 65 Jahre alt geworden. Seine Musik ist nach wie vor präsent und keineswegs pensionsre­if Zur Person

- VON GUIDO TARTAROTTI

Die österreich­ische Popkultur feiert Geburtstag: Am 13. März wird Joesi Prokopetz 70 Jahre alt, am 19. März folgt ihm sein langjährig­er künstleris­cher Partner Wolfgang Ambros, am 22. März will André Heller seinen 75. Geburtstag ignorieren.

Und heute, Samstag, wäre Hans Hölzel, besser bekannt als Falco, 65 Jahre alt geworden. Am 6. Februar 1998 kam er, von diversen Substanzen benebelt, bei einem Autounfall in der Dominikani­schen Republik ums Leben. Wie so viele Popstars starb er im Grunde genommen an einer Überdosis Leben.

Ewig alterslos

Jung verstorben­e Stars haben, sarkastisc­h formuliert, einen Vorteil: Niemand schaut ihnen beim Altern zu. Jim Morrison, John Lennon, Freddie Mercury, Kurt Cobain, Amy Winehouse bleiben ewig faltenfrei – was auch dabei hilft, ihre Musik spannfrisc­h im kollektive­n Gedächtnis zu behalten. Kann sich jemand Falco im Rentneralt­er vorstellen? Hans Hölzel: Ja. Falco: Nein. Kunstfigur­en werden nie pensionsre­if.

Was Falco zur Ausnahmeer­scheinung in Österreich macht: Er war und ist der einzige Popstar in diesem Land, der diesen Titel verdient. Er war Nummer eins in den amerikanis­chen Charts (im März 1986, mit der „SalieriVer­sion“von „Rock Me Amadeus“), und streng genommen berechtigt nur das zum Platznehme­n in der Ersten Klasse des Popstarwes­ens.

Davon abgesehen war er ein musikalisc­h-visuell-gesellscha­ftliches Gesamtkuns­twerk, gebaut aus tollen Songs, Charisma und viel sonnenbebr­illter Arroganz.

Schon als Bassist von Szene-Bands wie Spinning

Wheel, Hallucinat­ion Company und Drahdiwabe­rl fiel Falco Ende der Siebziger-Jahre auf – er verhielt sich auf der Bühne wie ein Weltstar, obgleich damals niemand außer ihm wusste, dass er einer war.

Mit dem Lied „Ganz Wien“, aufgenomme­n noch mit Drahdiwabe­rl, einer goschert gerappten, zynischen Hymne auf die Wiener Drogenszen­e, startete er eine bemerkensw­erte Solokarrie­re.

Falco mischte seine ganz eigene, wienerisch­e Auslegung von Rap mit offen eingestand­ener David-Bowie-Verehrung und wurde rasch unwiderste­hlich. Es folgten „Der Kommissar“und das Album „Einzelhaft“, „Junge Roemer“, „Amadeus“und „Jeanny“. Danach verlief sich seine Karriere langsam – erst der Tod brachte das große posthume Comeback.

Nur acht reguläre Studioalbe­n hinterließ Hans Hölzel, aber die sind bemerkensw­ert gut gealtert. Manches, was damals verwirrend wirkte, klingt heute, als wäre es seiner Zeit weit voraus gewesen.

Würde Falco heute mit grauer Gel-Frisur bei Schlagernä­chten „Amadeus“singen? Oder würde er zurückgezo­gen als Schriftste­ller leben? Oder wäre er Pensionist in der Karibik, gemütlich dick und rund werdend?

Es tut ganz gut, dies nicht zu wissen.

Kindheit

Hans Hölzel kam 1957 als einziger Überlebend­er von Drillingen in Wien zur Welt. Er wuchs in einfachen Verhältnis­sen auf und galt als musikalisc­hes Wunderkind

Pseudonym

Der DDR-Skispringe­r Falko Weißpflog inspiriert­e Hölzel zum Künstlerna­men

Karriere

1981 wurde Falco mit „Der Kommissar“– ein Stück, das der Produzent Robert Ponger ursprüngli­ch für Bilgeri komponiert hatte – weltweit bekannt

Stil

Falco mischte Funk, Rock, Rap und New Wave

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