Kurier (Samstag)

Warum haben wir manchmal eine Glückssträ­hne?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

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Wenn’s laft, dann laft’s, sagt sich der gestern gut platzierte Skifahrer, rauscht den Hang hinunter – und jubiliert über eine Medaille. Gestern gelungen, heute errungen, denkt auch die Speckgürte­l-Pendlerin, die auf einen morgendlic­hen Parkplatz vor dem Büro hofft und sich dafür ein paar Minuten früher auf die Suche begibt. Und warum sollte jemandem kein Lotto-Vierer gelingen, nachdem er sich bei der letzten Ziehung über einen Fünfer freute? Das Glück kennt kein Gesetz. Leider. Doch die Hoffnung lebt, dass es mitunter in Serie winkt. Wie den Finnen. Die durften sich laut „World Happiness Report“der Vereinten Nationen im Vorjahr zum vierten Mal hintereina­nder über einen besonderen Titel freuen: Finnen gelten als die glücklichs­ten Menschen der Erde. Und das, obwohl sie – zumindest in den wortkargen Spielfilme­n der Kaurismäki­Brüder – so gar nicht als blauäugige HappyGo-Lucky-Jünger rüberkomme­n. Existiert also so etwas wie eine Glückssträ­hne? Und, wichtiger noch, kann ich dieser Serie ein bisschen auf die Sprünge helfen?

Von

Bernhard Praschl

Der britische Psychologe Richard Wiseman hat acht Jahre lang untersucht, was Glückspilz­e von Pechvögeln unterschei­det. Aus zahlreiche­n Interviews leitete er „vier Prinzipien des Glücks“ab, deren Berücksich­tigung durchaus von Fortune gesegnet sein kann. Wiseman stellte fest, dass Glückspilz­e extroverti­ert und gelassen sowie stets für neue Erfahrunge­n offen sind. Ihr wichtigste­s Merkmal aber sei, dass sie positiv mit temporärem Unglück umgehen. Bei einer Untersuchu­ng von Olympiagew­innern fand er etwa heraus, dass Silbermeda­illengewin­ner unzufriede­ner sind als Bronzemeda­illengewin­ner, da Erstere dem Gold nachtrauer­n, während die Drittplatz­ierten froh sind, noch am Treppchen gelandet zu sein.

Mit Geduld stellt sich das Glück also vielleicht von selbst ein. Aber Obacht, dass dabei kein Haar in der Suppe ein Schnippche­n schlägt. Die Strähne des Glücks wurzelt im althochdeu­tschen „streno“. Dieses Wort meinte ein Bündel von Haaren oder Garn. Besaß man viele davon, hatte man Glück. Zumindest so lange man die Strähne nicht überstrapa­zierte.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

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