Welches Glas zu welchem Wein? Einige Regeln sind überholt
Ganz grundsätzlich rät Sommelier René Antrag, sich nicht von den unterschiedlichen Philosophien der verschiedenen Glashersteller verunsichern zu lassen: „Rotweine in ein größeres Glas zu geben und Weißweine in ein kleines ist völlig überholt. Es kommt viel mehr auf die Stilistik des jeweiligen Weins an. Und darauf, wie man ihn präsentieren will.“So kann es im Steirereck vorkommen, dass kleine Gläser auch für Rotweine verwendet werden, wenn man die Frische und Präzision zum Vorschein bringen will. Die Opulenz tritt dann in den Hintergrund. Umgekehrt serviert man Weißweine auch öfters in größeren Gläsern, wenn man seine Komplexität hervorbringen und ihn atmen lassen will. „Es gibt keine Regeln, man muss einfach probieren und sehen, wie sich der Geschmack mit dem Glas entwickelt.“Als Besonderheit hebt Antrag das Glas „Rich“von Zieher Vision hervor. „Es ist spannend für Süßweine, Fortifieds (Likörweine, Anm.) und Spirituosen. Besonders gut passen hier Madeira, Trockenbeerenauslesen oder Port hinein, weil das Glas nicht zu viel Oberfläche bietet, der Alkohol eher reduzierter wirkt und sehr fokussiert am Gaumen und in der Nase ist. Und es sieht einfach nostalgisch aus.“
Das Gabriel-Glas hingegen ist sehr universell einsetzbar. „Wenn man spezifisch auf einen Wein-Stil eingehen will, ist ein Glas zwar zu wenig“, aber trotzdem ist es gut, einen Allrounder zu Hause zu haben. Und wie sieht es mit Gläsern ohne Stiel aus? „Jeder wie er will ... ich persönlich mag es einfach, ein Glas am Stiel in der Hand zu halten und nicht das komplette Glas.“Auch das Gedeck ist viel ansehnlicher, wenn die Gläser nicht mit Fingertapsern übersät sind.
Regelbruch bei Schaumwein
Natürlich kann man die klassischen Flöten verwenden, doch René Antrag outet sich als Fan von eher weinigen Gläsern. So kann sich der Schaumwein auch weintechnisch besser entfalten, ohne dass die Perlage verloren geht. Von der sogenannten Eiswürfelmethode zur Reduzierung der Perlage rät Antrag ab, da sie den Champagner verwässert. „Wir nutzen dann einfach noch größere Gläser, damit der Gast die Möglichkeit hat zu schwenken und dadurch die Perlage eher reduzierter und der Champagner ruhiger und weiniger wirkt.“
Von Sandra Keplinger
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