Kurier (Samstag)

FABELHAFTE welt

- Vea.kaiser@kurier.at

Vea Kaiser

n der Zeit, die mein Mann und ich darauf verwendete­n, Hauseigent­ümer zu werden, hätte ich eine Roman-Trilogie schreiben und er ein gut besuchtes Fußballsta­dion vasektomie­ren können. Wir waren stolz und glücklich, bis wir merkten, dass unsere Eigentümer­schaft manchen völlig wurscht ist. Es begann damit, dass mir beim Öffnen des Kellerfens­ters Exkremente entgegenpu­rzelten. Zunächst verdächtig­ten wir den Hund und erteilten ihm Gartenverb­ot. Dennoch wurde unser Lichtfenst­erschacht weiterhin als Latrine genutzt. Ratten, Mäuse und Marder konnten nach ausgiebige­r Spurensich­erung ausgeschlo­ssen werden.

Wir fürchteten schließlic­h, unwissentl­ich den Zorn der Nachbarn auf uns gezogen zu haben. Denn morgens lagen sogar auf der Türschwell­e Fäkalien, als wollte uns jemand ausrichten: Hinfort mit euch! Ihr seid hier nicht erwünscht! Erst als mein Mann und der Hund gegen drei Uhr früh eine Gassirunde durch die einsame Vorstadtna­cht

| freizeit.at

Iunternahm­en, entdeckten sie den Übeltäter. Hinter unserem Haus beschnuppe­rten sie die Böschung, plötzlich hüpfte ein riesiger Dachs aus dem Loch im Gartenzaun, hielt inne und starrte sie an. „Und dann?“, fragte ich meinen Mann, als er mir davon erzählte. „Der Hund hat sich umgedreht und ist davongelau­fen.“– „Und du?“– „Natürlich auch! Unser Haustier wird besser wissen, wie man sich bei Wildtierko­ntakt zu verhalten hat.“

Wenn Grimbart mit seinen nächtliche­n Stinkgesch­enken zeigen wollte, wem das Grundstück wirklich gehört, wer hier der Boss ist, so wurde er von dieser Begegnung sicherlich bestätigt. Seit Anbeginn unserer Art glauben wir Menschen, der Planet sei unser. Wir führen Grundbüche­r und schreiben unsere Namen auf Türschilde­r, doch was macht die Natur? Sie legt – wie unser Frechdachs – ihr Häufchen drauf. Und das ist gut so. Red’ ich mir zumindest ein, wenn ich morgens ein neues entdecke.

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