Wie die Ukraine versucht, sich aus der Energieabhängigkeit Russlands zu lösen
Gemeinsames Stromnetz Europas mit der Ukraine birgt Risiken
Strominsel. 15 aktive Reaktorblöcke besitzt die Ukraine an vier Standorten. Dennoch ist die Ukraine beim Thema Energie stark von Russland abhängig. Das Land importiert nicht nur Kohle und Gas, sondern auch Nuklearbrennstäbe für die Atomkraftwerke. Kiew versucht seit Jahren, diese Abhängigkeit – und somit Erpressbarkeit – zu reduzieren.
Die Ukraine soll deswegen aus dem russischen Stromnetz herausgelöst und in das europäische Stromnetz integriert werden. Das setzt aber Vorbereitungen auf allen Seiten voraus. In einem Test wurde die Verbindung des ukrainischen zum russischen Stromnetz unterbrochen. Die Abtrennung war zunächst nur vorübergehend geplant, soll nun laut dem ukrainischen Energieministerium aber dauerhaft sein. Der Netzbetreiber Ukrenergo vermeldete, dass das ukrainische Stromnetz derzeit autonom und ohne Importe funktioniere.
Mit dem europäischen Stromnetz ist bisher nur ein kleiner Bereich, die „Strominsel Burschtyn“, an der westlichen Grenze der Ukraine verbunden. EU-Energiekommissarin Kadri Simson hat am vergangenen Sonntag bekräftigt, dass die Ukraine „so schnell wie möglich“in das europäische Netz integriert werden soll. Ein massiver Stromausfall in der Ukraine oder das Abschalten eines ukrainischen Atomkraftwerks hätte derzeit aber noch keine Auswirkungen auf das Europäische StromVerbundsystem, da die Ukraine eben noch nicht mit dem europäischen Stromnetz verbunden ist, heißt es vom Pressesprecher des österreichischen Übertragungsnetzbetreibers APG, Christoph Schuh.
Gefahr der Instabilität
Aufgrund des russischen Angriffs hat sich die Ukraine vom russischen und belarussischen Stromnetz abgekoppelt. Derzeit betreibt die Ukraine einen Strom-„Inselbetrieb“gemeinsam mit Moldawien. Der Anschluss der Ukraine an das europäische Stromnetz wäre aber auch mit Risiken verbunden. Nicht umsonst gibt es für die Sicherheit im europäischen Netz viele Tausend Seiten Regelwerk. Rein technisch ist der Notanschluss zu stemmen, er würde das ukrainische Netz stabilisieren, sagen Experten. Aber man müsste immer eine Hand am Schalter haben. Würde das Netz in der Ukraine zusammenbrechen, müsste man sie so schnell wie möglich abnabeln. Sonst könnte ein Blackout in Europa folgen.