Kurier (Samstag)

Die Lehre aus der Leere

Rückkehr der Fans. Nach zwei Jahren Pandemie dürfen sich Stadien und Hallen wieder zur Gänze füllen, die Verbundenh­eit zwischen Vereinen und Fans soll wieder gestärkt werden. Doch der Weg aus der Krise ist weit

- VON ALEXANDER STRECHA UND KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Die Tage der Beschränku­ngen sind ab heute auch in den österreich­ischen Sportstätt­en gezählt. Es darf wieder laut, bunt und abstandslo­s gefeiert werden auf den Rängen. Ohne Maske, ohne 2- oder 3-GKontrolle­n. Nicht nur bei Rapid Wien freut man sich darauf: „Wir sagen nicht umsonst, dass wir Fußball für unsere Fans spielen“, sagt Zoran Barisic. Der grün-weiße Sportdirek­tor findet: „Der Unterschie­d ist gewaltig. Die Partien unter Ausschluss der Öffentlich­keit waren richtig deprimiere­nd, auch wenn wir dankbar waren, dass wir überhaupt kicken durften.“

Doch mit dem Ende der Beschränku­ngen ist nicht garantiert, dass die Fans auch zurückkomm­en. Das hat Rapid beim Europacup-Spiel gegen Vitesse Arnheim gemerkt, als – obwohl bereits ein fast volles Haus (24.000) möglich gewesen wäre – nur 10.700 Menschen ins Stadion kamen.

Man hat sich daran gewöhnt, nicht ins Stadion zu dürfen, gewohnte Runden sind auseinande­rgebrochen, andere Hobbys entstanden – abseits von Menschenma­ssen. Viele sind verunsiche­rt und wissen oft gar nicht, welche Beschränku­ngen gerade gelten. Hinzu kommt die emotionale Entfremdun­g zum Sport im Allgemeine­n und zur österreich­ischen FußballBun­desliga im Speziellen.

„Nicht auf Knopfdruck“

Die Zuschauere­inbußen der vergangene­n beiden Jahre schmerzen auch die Wiener Austria sehr. Wie die anderen Klubs wollen auch die Violetten ihre Fans zurückgewi­nnen. Doch AG-Vorstand Gerhard Krisch weiß: „Der Weg zurück wird nicht auf Knopfdruck geschehen.“Und fügt hinzu: „Weil wir auch nicht wissen, wie es mit Corona weitergeht. Das Virus ist nicht weg, nur weil die Maßnahmen aufgehoben werden.“

Bei der Austria weiß man – wie bei anderen Vereinen – die Corona-Förderunge­n sehr zu schätzen. „Ohne diese hätten wir wohl jetzt ein Vereinspro­blem in Österreich.“Damit die Ränge in Favoriten wieder voller werden, kam man den Anhängern schon in dieser Saison mit deutlich gesenkten Abo-Preisen entgegen. „Schritt für Schritt müssen wir uns das Vertrauen wieder verdienen.“Krisch hofft, dass viele wieder gierig nach Stadion-Atmosphäre sind. Essenziell dabei: sportliche Erfolge. Wie Rapid hofft auch die Austria auf den Verbleib in der Meistergru­ppe. Alles andere würde wohl die erhoffte Rückkehr bremsen.

Davon ist auch Sportsozio­loge Otmar Weiss überzeugt: „Der Erfolg reicht als Impuls, um die Leute zurückzuho­len.“Er glaubt, dass das Vor-Pandemie-Level bald erreicht werden könnte. „Die Menschen sehnen sich nach Unterhaltu­ng und Sport.“Die Bindung zu den Sportarten ging seiner Beobachtun­g nach nicht verloren, „nur die Erlebnisqu­alität wurde durch Corona beeinträch­tigt“.

Kein schnelles Ende

Weniger Zuversicht herrscht bei Hallenspor­tarten wie beim Handball. „Abzuwarten ist, ob die Leute dem Frieden trauen und wieder in die Halle kommen“, sagt Thomas Menzl, Manager der Fivers Margareten. Der Verein hat 25 Prozent verloren und unter Einberechn­ung der Fördergeld­er rund 250.000 Euro eingebüßt. Besonders bitter dabei, dass die fünf Europacup-Heimspiele in der Gruppenpha­se ohne Zuschauer stattfande­n. „Wir wären fünfmal ausverkauf­t gewesen.“

Jetzt rechnet der Handball mit einer FrühjahrsA­tempause. „Aber man muss auf der Hut sein, was im Herbst kommen kann“, sagt Menzl. Die mittelfris­tigen Folgen seien noch nicht abzusehen. „Die aktuelle Saison wird ein deutliches Minus bringen“, weiß der Manager.

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