Wie sich die Vereine im Nachwuchs über die Trainingsverbote gerettet haben
Bittere Folgen der Corona-Beschränkungen: „Mehrere Jahrgänge fehlen“
Jugend und Sport. „Flexibel sein“hieß die Devise bei den Vereinen in Österreich. „Wir mussten ständig informiert bleiben“, sagt Bernhard Leeb, Nachwuchsleiter beim Fußballverein SC Pötzleinsdorf in Wien 18. „Da kam am Sonntag die Verordnung, und wir mussten für Montag das Training anpassen.“Das reichte von Passtraining, wenn Zweikämpfe verboten waren, bis hin zu Online-Trainingseinheiten, wenn Lockdown war.
Kreativität hat sich ausgezahlt, der SCP hat in der Pandemiezeit keine Nachwuchsspieler eingebüßt. „Vor allem nach längeren Pausen merkt man, wie Kindern die Bewegung fehlt.“
Mia weiß von diesen Schwierigkeiten ein Lied zu singen, die 14-Jährige kickt bei der Vienna. Während der Lockdowns trainierte sie mit Freundinnen drei Mal pro Woche auf Wiesen und in Parks – unter Anleitung ihres Vaters, im Rahmen der Möglichkeiten. Die größte Herausforderung, sagt die Verteidigerin, sei die Motivation für die Übungseinheiten gewesen. „Nicht allen ist das leichtgefallen.“
In der Phase der Kleingruppentrainings ist es auch schon vorgekommen, dass sie mit nur einer Mitspielerin und zwei Trainern auf dem Platz stand. „Immer wieder haben Kolleginnen durch Corona gefehlt.“
„Natürlich ist es für Kinder nicht optimal, wenn sie ihren Bewegungsdrang, egal ob im Fußballtraining oder generell im Freien, nicht ausleben können“, sagt Willi Schuldes, Nachwuchsleiter von Rapid. Bei den großen Vereinen fielen Teams ab der U 13 aufwärts ins Spitzensport-Konzept und durften trainieren. Dass es im Fußball so glimpflich verlief, soll nicht über den flächendeckenden Schaden hinwegtäuschen: Am Tiefpunkt nach einem Jahr Pandemie, nach den ersten beiden Lockdowns, verzeichneten Österreichs 15.000 Sportvereine einen Verlust von einer halben Million Mitglieder. Die Dachverbände arbeiten gemeinsam an Rückholaktionen.
Die Handballer der Fivers beklagen gar, „dass die Jahrgänge 2012 bis 2014 einfach nicht da sind“, sagt Manager Thomas Menzl. „Kinder sind die großen Verlierer der Pandemie“, glaubt Sportsoziologe Otmar Weiss. Weil ihre Persönlichkeitsentwicklung unter der fehlenden Bewegung leidet.
„Man merkt den Kindern nach den Lockdowns an, wie sehr ihnen die Bewegung gefehlt hat“
Bernhard Leeb Nachwuchsleiter SCP