„Für mich schließt sich ein Kreis“
Theater an der Wien. George Jackson dirigiert Rossinis „Il barbiere di Siviglia“in der Kammeroper (Premiere: 11. März)
Wer glaubt, die Ära von Roland Geyer wäre nach der hinreißenden Premiere von Leoš Janáceks „Jenůfa“bereits vorbei, irrt. Zwar wird das Theater an der Wien einer zweijährigen und dringen nötigen Generalsanierung unterzogen – Nachfolger Stefan Herheim weicht ab Herbst ins Museumsquartier aus – in der Kammeroper ist aber auch für Geyer noch lange nicht Schluss. Hier wird bis Juni weitergespielt. Die nächste Produktion gilt Gioachino Rossinis „Il barbiere di Siviglia“am 11. März. Dirigent ist dabei der in London geborene George Jackson, der längst auf dem Weg zu einer internationalen Karriere ist.
Coole Partys
„Ich habe ,Barbiere’ bereits konzertant gemacht und war vor zehn Jahren als Assistent an der Wiener Staatsoper. Für mich schließt sich damit ein Kreis“, so der aus einer echten SchauspielerFamilie kommende Künstler. Doch was hat Jackson zur Musik und letztlich zur Oper gebracht? Lachend: „Ich hätte das auch nie gedacht. Als Teenager war ich Gitarrist in einer Band. Wir haben Rock und Punk gespielt. Das hat mir sehr gefallen, weil es nach jedem Konzert immer echt coole Partys gab. Doch dann habe ich die „Symphonie fantastique“von Hector Berlioz gehört. Da wusste ich plötzlich, dass ich das auch machen will. Und dass es wohl auch in der Klassik coole Partys geben könnte.“
Somit assistierte Jackson bald dem kanadischen Dirigenten Yves Abel, gewann erste Preise und sprang im Alter von nur 18 Jahren mit einem Dirigat von Giacomo Puccinis „Tosca“– wie er selbst sagt – „ins kalte Wasser“. Mit Erfolg. Als Einspringer für Daniel Harding reüssierte er am Pult des Orchestre de Paris; in Österreich machte er mit seiner Interpretation von Michael Jarrells „Ombres“mit dem ORF Radio Symphonieorchester Wien auf sich aufmerksam.
Doch was reizt Jackson an Rossinis „Barbiere“? „Extrem viel. Da wäre einmal die musikalische Seite, denn ich bin ein deklarierter Verehrer des Belcanto. Rossini, Bellini, Donizetti – sie alle haben so eine hinreißende Musik geschrieben, die unglaublich leicht wirkt, aber ziemlich schwer zu realisieren ist. Bei ,Barbiere’ gibt es auch keine endgültige Fassung, die will erst von Aufführung zu Aufführung erarbeitet werden.“
Jackson weiter: „Zudem muss man die richtigen Tempi finden. Dirigiert man dieses Werk zu schnell, so wirkt es gehetzt. Dirigiert man es zu langsam, so kann es auch langweilig werden. Die Balance muss also stimmen.“
Und: „Als Dirigent verstehe ich mich als Unterstützer der Sängerinnen und Sängern, vor allem jetzt in Wien. Das Junge Ensemble des Theater an Wien ist so engagiert, das macht so viel Freude, mit diesen großartigen Menschen zu arbeiten. Sie stehen ja alle zwischen dem Abschluss der Ausbildung und einer echten Profilaufbahn. Da hat man eine Verantwortung. Das Stück selbst erinnert mich übrigens auch an eine Broadwayshow.“