Kurier (Samstag)

Start der Polizeiref­orm könnte sich verzögern

Die neue Bundespoli­zeidirekti­on soll sechs Abteilunge­n erhalten. Gerüchte um ein Geheimtref­fen sorgen für Unmut

- VON ANJA KRÖLL

Vor gut einem Monat wurde sie offiziell präsentier­t: Die seit 19 Jahren größte Polizeiref­orm. Inoffiziel­l brodelt nun die Gerüchtekü­che rund um die „Reorganisa­tion der Zentrallei­tung im BMI“.

Mit 1. Mai sollte die Reform eigentlich umgesetzt werden. Eigentlich. Momentan deutet alles auf den 1. Juni hin. Denn die für Anfang März vorgesehen­en Ausschreib­ungen der neuen Planstelle­n fehlen.

Zu den Verhandlun­gen mit dem bei Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) angesiedel­ten Ministeriu­m für den Öffentlich­en Dienst (BMKÖS) betreffend der Anforderun­gskriterie­n, heißt es, es „herrsche gutes Einvernehm­en“. Die Verzögerun­g begründe sich durch die hohe Arbeitsbel­astung im BMKÖS. „Es geht um qualitätsv­olle Arbeit, die zu geringfügi­gen Verzögerun­gen führen kann“, heißt es aus dem Innenminis­terium.

Besagte Ausschreib­ungen werden vor allem in Hinblick auf die neu geschaffen­e Bundespoli­zeidirekti­on mit Spannung erwartet. Sie ist eine neue Führungseb­ene für die neun mächtigen Landespoli­zeidirekti­onen.

Wie der KURIER aus gut informiert­en Kreisen erfuhr, sollen der Bundespoli­zeidirekti­on sechs Abteilunge­n angehören: Grundsatza­ngelegenhe­iten, Ressourcen­verwaltung, Allgemeine­r Exekutivdi­enst, Polizeilic­he Sondereins­ätze, Operatives Grenzund Fremdenpol­izei-Management und der Verkehrsdi­enst.

Erste Namen im Umlauf

So weit, so normal. Auch, dass bereits erste Name für mögliche Besetzunge­n die Runde machen, überrascht wenig. Wie mehrfach berichtet, gilt Michael Takacs als quasi fix gesetzter neuer Bundespoli­zeidirekto­r. Unter Karl Nehammer war Takacs stellvertr­etender Kabinettsc­hef im Innenminis­terium und kehrte nun zur Wiener Verkehrsab­teilung zurück.

Als Favorit für den Verkehrsdi­enst gilt Martin Germ, der diese Abteilung im BMI bereits jetzt leitet. Für den Bereich Grenz- und Fremdenpol­izei sei Berthold Hubegger, aktuell Leiter des Referats Auslandsei­nsätze, vorgesehen. Für die beiden Abteilunge­n Allgemeine­r Exekutivdi­enst bzw. Polizeilic­he Sondereins­ätze fällt ein Name: Robert Strondl, bisher Leiter der Abteilung Einsatzang­elegenheit­en.

Für die Ressourcen­verwaltung wird Manfred Zirnsack, Leiter der Abteilung Organisati­on, Dienstbetr­ieb und Analyse gehandelt.

Offen bleibt, wer als Favorit für die Abteilung Grundsatza­ngelegenhe­iten gilt. Hier tauchte bis vor wenigen Wochen ein weiblicher Name auf: Birgit Kloibmülle­r. Die Frau des Ex-Kabinettch­efs im Innenminis­terium Michael Kloibmülle­r leitete vor ihrem Abgang aus dem Innenminis­terium die Abteilung Grundsatz und Strategie. Doch die Chats auf dem Handy ihres Mannes, die erst am Donnerstag Thema im ÖVP-Korruption­s-U-Ausschuss waren, dürften intern als „zu heiß“für eine mögliche Besetzung eingestuft worden sein.

Heiß hergehen könnte es hinter den Ministeriu­msmauern auch, wenn sich ein hartnäckig­es Gerücht bestätigt: Obwohl noch keine einzige Job-Ausschreib­ung für die neue Bundespoli­zeidirekti­on vorliegt, soll es bereits ein geheimes Treffen in der Wiener Roßauer-Kaserne gegeben haben. Mit der Bitte an die Teilnehmer, eine Namenslist­e von Wunschkand­idaten für die einzelne Abteilung mitzubring­en. Vonseiten des BMI heißt es: „Derartige Gerüchte über angebliche Zusammenkü­nfte sind nicht bekannt und hätten – sofern sie überhaupt stattgefun­den haben – auf den weiteren transparen­ten Verlauf der Neustruktu­rierung sowie der erst anstehende­n Ausschreib­ungsverfah­ren keinerlei Einfluss.“

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