Kurier (Samstag)

Perfekter Belcanto, viel Witz und pure Romantik

- HELMUT CHRISTIAN MAYER

Kritik. Gleich zu Beginn gab es ein starkes Zeichen: Die ukrainisch­e Hymne erklang (wie in vielen anderen Häusern) und der Dirigent sprach gegen den Krieg. Auch zum Schluss wünschten sich die beiden Sängerinne­n Pretty Yende und Nadine Sierra ein Ende des Leids. Und während des gesamten Abends waren die Säulen des Konzerthau­ses in die ukrainisch­en Nationalfa­rben getaucht.

Dazwischen erlebte man an diesem bunten, abwechslun­gsreichen Abend zwei meist strahlende Sängerinne­n mit viel guter Laune und Spaß. Schon bei ihrem ersten Duett von Susanna und der Gräfin aus Mozarts „Figaro“konnten die beiden Ausnahmeso­pranistinn­en das Publikum in ihren Bann ziehen.

Viel Harmonie

Und viele weitere Duette folgten, als die beiden im Konzerthau­s bei „Great Voices“auftraten. Sie reüssierte­n ganz besonders bei den Belcanto-Komponiste­n Rossini, Donizetti und Bellini, etwa bei dessen bekanntem Duett von Norma und Adalgisa. Dabei harmoniert­en ihre Stimmen ungemein an Farbe und Nuancen. Solistisch glänzte Nadine Sierra etwa mit der großen Arie „È strano…Sempre libera“aus Verdis „Traviata“mit reinsten, flexiblen Tönen bis in die höchsten Lagen, wobei den Tenorpart kurzerhand Yende aus dem Off übernahm. Diese wiederum zündete ein blitzsaube­res Kolorature­nfeuerwerk mit unzähligen Verzierung­en bei der diffizilen Arie der Puppe Olympia aus Offenbachs „Hoffmanns Erzählunge­n“, von dem auch die Barcarole nicht fehlen durfte.

Die Slowakisch­e Philharmon­ie unter Pablo Mielgo begleitete den ganzen Abend meist rücksichts­voll und selten zu laut, wobei man sich jedoch manchmal bei den Musikern mehr Feuer gewünscht hätte.

Stehende Ovationen!

KURIER-Wertung: ★★★★✩

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